Einreise nach China mit Unterhaltungswert 07.08.2013

Wir stehen bereits um neun Uhr an der chinesischen Grenze. Von unserem Uebernachtungsort bis hier sind wir bereits 17 km geradelt und mussten beim kirgisischen Zoll bereits 4 mal unsere Pässe vorweisen, bevor wir das Land verlassen konnten.

Ein chinesischer Militär befiehlt uns, die Fahrräder hinzustellen und mit sämtlichen Packtaschen zur Gepäckkontrolle zu gehen. Gleichzeitig müssen wir unsere Pässe an einen anderen Militär abgeben. Nun warten wir und schauen, wie die vor uns anstehenden Personen kontrolliert werden. Jede einzelne Tasche wird geöffnet und sämtlicher Inhalt mit Argusaugen von einem Militär inspiziert! Wir freuen uns schon jetzt auf die Prozedur bei uns mit insgesamt 12 Taschen! Plötzlich, wir sind immer noch am Warten, kommt ein ranghoher Militär zu uns und fragt uns freundlich und in Englisch wo wir her kämen. Nach unserer Antwort bedankt er sich und geht. Nun sind wir an der Reihe für die Gepäckkontrolle. Elisabeth bei einem Militär ich bei einem anderen. Ich lege meine erste Tasche auf den Observierungstisch, da ruft mich auf der anderen Seite Elisabeth. Dort steht wieder der ranghohe Militär und fragt mich, ob ich eine Karte habe von China und ich ihm unsere Reise erklären könne. Ich öffne die Karte und zeige ihm unsere vorgesehene Route. Er dankt und befiehlt den anderen beiden Militärs, keine Kontrollen unserer Gepäckstücke zu machen. So können wir weiter gehen, ohne dass nur irgendeine Tasche geöffnet wurde! Nun warten wir auf den Bus. Seit 2011 ist es für Fahrrad-Touristen verboten, den ersten Abschnitt von 142 km bis zur chinesischen Immigrationsstelle (Einreisestempel) mit dem Fahrrad zurück zu legen. Grund: von Kashgar bis zur Grenze wird an einer neuen Strasse gebaut. Teilstücke sind bereits fertig, dürfen aber nicht befahren werden! Die alte Strasse ist schlecht, viele Camions, Staub, Steine, daher zu gefährlich für Velos! Der Bus kommt und wir packen unsere sieben Sachen in den Bus. Die Velos will der liebe Chauffeur unten in den Bus tun, sie haben allerdings keinen Platz. Dann sollen wir halt die Fahrräder auseinander nehmen. Was wir allerdings nicht wollen! Ich mache den Vorschlag die Velos in den Innenraum zu nehmen. Er akzeptiert. Zu zweit verstauen wir die Velos mit viel Aufwand im engen Bus. Nun warten wir mit 15 anderen Personen auf die Abfahrt. Dabei vernehmen wir zufällig, dass heute am 7.8.13 der Ramadan zu Ende geht und dass die Grenzen ab 18 Uhr für 4 Tage, anlässlich  Feierlichkeiten geschlossen würden. In Anbetracht der vorgerückten Zeit und der zu erwartenden schlechten Strasse, ist es ein Ding der Unmöglichkeit die Immigrationsstelle rechtzeitig zu erreichen.

Um 15 Uhr China Zeit fahren wir ab, auf holpriger und staubiger Naturstrasse. Es rüttelt und schüttelt, wir freuen uns auf 142 km! Nach einer halben Stunde plötzlich halt. Vor uns eine Lastwagenkolonne und hinter uns bildet sich auch langsam eine. Wir warten und warten und warten, in der Wüste draussen in einem alten Bus, natürlich nicht klimatisiert. Nach etlicher Zeit wird uns bekannt gegeben, dass vor uns, ein Teilstück der Strasse geteert wird und der Belag erst befahrbar gemacht werden müsse. Die 2 mitfahrenden Militärs in deren Besitz sich unsere Pässe befinden, werden sichtlich nervös. Sie wissen, dass wir zu spät bei der Immigrationsstelle ankommen würden. Nun werden sie aktiv. Sie veranlassen, dass sämtliche vor uns aufgestellten LKW uns Platz machen für die Vorbeifahrt. Bei der Baustelle müssen die Bauarbeiter neben dem neuen Belag schnell einen Weg für uns einrichten, damit wir passieren können. Nun endlich ist es soweit, es ist mittlerweile 18.10 Uhr, die Fahrt geht für uns, und nur für uns weiter! Der Chauffeur fährt was die Karre hergibt. Wir werden so richtig durchgeschüttelt. Auf der Weiterfahrt will er 4 Male auf die neue Strasse ausweichen um Zeit zu gewinnen, wird aber jedes Mal zurückgewiesen. Um 22 Uhr sind wir endlich an unserem Zielort. Riesige Gebäudekomplexe, alle leer. Keine Person. Das Amt ist bereits geschlossen bis Montag!! Plötzlich kommt ein Dienstwagen herangefahren. Er übernimmt die Pässe von unserem Militär. Eine heftige Diskussion entbrannt. Unsere bange Frage: Können wir noch einreisen, oder müssen wir im Niemandsland warten bis Montag!? Langsam wird es dunkel draussen, unsere Pläne von hier aus weiter zu radeln, lösen sich ich nichts auf. Uns bleibt wohl nicht erspart bis Kashgar mit dem Bus weiter zu fahren, falls wir doch noch ins Land rein gelassen werden heute Abend! Aber noch ist es nicht so weit. Und siehe, plötzlich gehen in dem Gebäudekomplex die Lichter an, und wir müssen mit sämtlichem Gepäck antraben. Eine ganze Armee von Beamten wurde aufgeboten. Passkontrolle – unsere Pässe werden uns kurz vorher ausgehändigt – Einreisestempel rein und nun folgt noch die Gepäcküberprüfung mittels Scanner. Unser Navigationsgerät haben wir im Bus gelassen, da solche Geräte in China offenbar verboten sind. Plötzlich kommt ein Beamter mit eben meinem Navi daher, sichtlich aufgeregt frägt er mich ob dies ein Navi sei. Ist es natürlich nicht! Darauf verschwindet er, setzt sich hinter einen Computer und googelt. Nach einer Viertelstunde kommt er zurück und übergibt mir wortlos das Gerät. Des Rätsels Lösung: Der Busbesitzer und Chauffeur kennt viele Beamte hier. Ihm ist zu Verdanken und seinen Geschenken – das spezielle Wort dafür ist mir eben entfallen-, dass wir heute noch Einlass nach China finden und dass mein Corpus Delicti nicht beschlagnahmt wird. Er hat es geschafft, dass die chinesischen Beamten nochmals zu ihrer Arbeit erschienen sind um uns den Einlass nach China zu ermöglichen. Mittlerweile sind sämtliche Gepäckstücke kontrolliert und wieder im Bus verstaut. Nun muss dieser noch durch eine Scanner Anlage fahren. Um 10 Minuten nach Mitternacht, wir schreiben bereits der 8.8.13, geht unsere Fahrt weiter. Um 02.21 Uhr kommen wir in Kasghar an. Nun müssen wir noch ein Hotel suchen. Der Busbesitzer gibt uns einen Tipp, wir bedanken uns dafür und auch für seine Hilfe. Wir finden das Hotel schnell. Einchecken geht ein bisschen länger. Die 2 Damen verstehen kein Englisch und wir kein Chinesisch. Um Viertel nach drei und nach einer gründlichen Dusche unserer verstaubten Körper, können wir uns endlich zur Ruhe legen. Ein Grenzübertritt der besonderen Art, findet so seinen Abschluss. Nun wissen wir: unter Umständen kann ein Grenzübertritt auch über 13 Std. dauern!