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Von Kyzylorda via Hölle nach Shimkent 23.06. – 30.06.2013

Wir verlassen Kyzylorda mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Uns hat es hier ausgezeichnet gefallen, aber unsere Reise geht weiter. Kyzylorda ist eine schöne und saubere Stadt auch wenn sehr heiss. Uns wurde gesagt, dass hier die wärmste Gegend von ganz Kasachstan sei. Was wir bei der Abfahrt noch nicht wissen: Wir werden dies noch mit eigenem Leib erfahren. Der Wind ist mässig, die ersten paar Kilometer gegen uns, später hilft er uns trotz der Hitze ein gutes Tempo vorzulegen. Wir schwitzen, und wir trinken, nein, wir saufen Wasser wie Kühe! Die Sonne brennt unbarmherzig auf uns nieder. Die Erde hier ist braun, eine Halbwüste mit ab und zu paar Steppengräsern und Schatten gibt es praktisch nirgends. Wir leiden! Unterwegs kreuzen wir ein kleines Bächlein, mit paar Bäumen, dort halten wir im Schatten und setzen uns auf eine Bank. Wie ist dies wohltuend! Lastwagenchauffeure stoppen auch hier, ziehen die Klamotten aus und stürzen sich ins (kühlende?) schmutzige Nass. Sie erzählen uns, dass die Luft Temperatur 50 Grad Celsius betrage! Wir beide wissen, dass es sehr heiss ist, aber 50 Grad wollen wir ihnen doch nicht so recht glauben. Später kommen wir an einem Cafe vorbei, wir gehen hinein, hinein in den kühlenden Schatten und saufen weiter! Unser Schweiss tropft nicht, nein er fliesst in Bächen an unseren Körpern runter. Wir können uns kaum regenerieren. Eingangs Shieli werden wir von paar Kasachen eingeladen mit ihnen Bier zu trinken, was wir auch gerne machen, nach über 130 km Fahrt in dieser Hitze draussen. Wir werden diese Nacht in diesem Dorf verbringen. Die Kasachen erzählen uns, dass heute eine Temperatur von 50 Grad herrschte! So glauben wir’s denn, wir wissen einzig, es war unmenschlich heiss! Schlussendlich führen uns zwei Kasachen mit Auto und Warnblinker zu einem Hotel und verabschieden sich. Wir schlafen gut und starten am nächsten Morgen zeitig. Heute ist eine Kurzetappe angesagt, das Hotel kennen wir bereits. Wir haben guten Rückenwind, der bläst uns förmlich dem Ziel entgegen. Im Etappenort, das Hotel ist leider geschlossen, sieht ein Kasache zwei Hotel suchende Schweizer, er fährt mit seinem Auto vorneweg und bringt uns zu einer Unterkunft. Es ist um die Mittagszeit, heute können wir unsere Batterien aufladen. Am nächsten Morgen fahren wir bei Gegenwind los, der später in Rückenwind übergeht. Ich habe müde Beine, fühle keine Kraft. Was ist los? Bei einem Cafe halten wir und bestellen etwas zu essen. Ich bringe keinen Bissen herunter. Plötzlich ist für mich Rennen angesagt. Nun hat’s mich erwischt, mein Magen-Darmsystem funktioniert nicht mehr wie es sollte! Wir fahren weiter, bei einer Raststätte halten wir, um uns ein wenig auszuruhen. Ich bin kaputt, möchte mich auf der Bank ausstrecken, aber da sind zwei Transportbeamte die diesen in Beschlag nehmen. Wieder ist für  mich Sprinten angesagt! Wir fahren weiter, Elisabeth übernimmt die Führung, ich vermag ihr nicht zu folgen, sie ist zu schnell! Irgendwie schaffen wir es doch noch bis Türkistan, unser vermeintliches Hotel ist besetzt! Auch das noch. Wir diskutieren, da hält ein Mann und lädt uns zu sich nach Hause ein. P1010061Wir verbringen einen ganz schönen Abend im Kreise seiner Familie.

Hier spüren wir zu x-ten Mal die Herzlichkeit der Kasachen. Die Nacht war für den Schreibenden nicht so toll….! Eigentlich wollten wir nur einen Tag in diesem Ort verbringen, aber mein aktueller Zustand erlaubt eine sofortige Weiterfahrt nicht. So wechseln wir in ein Hotel und warten 2 Tage bis sich meine Verdauungsschläuche regeneriert haben. Endlich können wir weiter, ich fühle mich wieder wohl und die Batterie ist auch wieder aufgeladen. Leider will das Wetter heute nicht mitmachen, haben starke Gegenwinde, und graue dunkle Wolken bedecken den Himmel. Regentropfen fallen, nicht stark, so dass wir kein Tenue Wechsel vornehmen müssen. Seit längerer Zeit können wir auf der neu gebauten Strasse fahren, die noch gesperrt ist. So sind wir fern vom anderen Strassenverkehr, der doch, je näher wir Shymkent kommen, je stärker wird. Auch die Vegetation wird sichtlich, immer grüner. Endlich kommen wir in einem Cafe vorbei, das leicht versteckt hinter Bäumen liegt. Wir essen dort etwas, die Frau holt zusätzlich frische kleine Gurken und Salz und spendiert diese uns. Die Weiterfahrt wird plötzlich ein Wettrennen gegen ein sich abzeichnendes Gewitter. Es blitzt, und Donner grollen bereits in einiger Entfernung, der Wind bläst sehr stark. Da, ein Feldweg geht rechts ab, wir nehmen diesen, nach 200 m treffen wir einen Bauern, den wir um Erlaubnis fragen das Zelt zu stellen. Dürfen wir. Das Zelt runter vom Velo, Zelt aufstellen, Gepäck rein und schon seicht, Entschuldigung, regnet es was das Zeug hält. Ein heftiges Gewitter hat uns entdeckt und will seinen Spass an uns haben! Die Fahrräder schmeissen wir in die Büsche, rein ins Zelt. Wir sind beide pudelnass! Eine halbe Stunde später begrüsst uns die Abendsonne lachend vom Himmel……Wir kriechen aus dem Zelt, essen die heute erstandene Honigmelone und geniessen den Sonnenuntergang. Diesmal gibt es halt kein Bier! Wir erleben eine turbulente Nacht. Ein Gewitter jagt das andere, rings um unser Zelt wird gerumpelt und geblitzt und es regnet zwischendurch in Strömen. Dies geht die ganze Nacht so. Am Morgen bleiben wir im Zelt liegen, so können und wollen wir nicht fahren. Der Himmel schwarz, nur eine Frage der Zeit bis es wieder losgeht. Doch es kommt anders, der Himmel hellt auf, wir stehen auf, brechen unser Zelt ab und weiter geht unsere Fahrt. Zuerst über Baustellenstrassen ohne Belag, im Dreck versaufen wir fast, brauchen alle unsere Kräfte zum Pedalen. Ja nicht vom Fahrrad steigen wenn möglich, ist unsere Devise, nur nicht die Schuhe und Füsse in diesen Schlamm stecken. Dies gelingt uns auch, obschon der starke motorisierte Verkehr, uns vielfach fast dazu zwingt. Heute haben wir 85 km vor uns bis Shymkent, aber in Anbetracht der widerlichen Umstände verwerfen wir diesen Plan rasch. Wir haben genügend Zeit und werden halt für diese Distanz 2 Tage machen. Unterwegs kommen wir in einem kleinen Dorf vorbei, hier ist Basar. Wir halten an, gehen in ein Gartenrestaurant und essen auf dem Grill gebratenen, frischen Fisch vom nahen See. DER war echt super! Wir bleiben lange sitzen bevor wir unsere Fahrt wieder aufnehmen. In Temirlan suchen wir ein Hotel, es hat keines. Ein Mann lädt uns zu sich nach Hause ein, wir können das Zelt bei ihm stellen. Plötzlich müssen wir uns wieder beeilen, die ersten Gewitterregentropfen fallen bereits. Aber diesmal sind WIR schneller als das Gewitter. Das Zelt ist gestellt, alles im Trockenen und wir trinken bereits von der Frau uns eiligst hergebrachten Kaffee. Später bringt sie uns noch frische Pflaumen vom Baum und bevor wir uns Schlafen legen wollen, bekocht sie uns noch mit Hirse und Spiegeleier, dazu Fladenbrot und eine Arte Pflaumensirup. Wir sind gesättigt und legen uns Schlafen. In der Nacht fällt nochmals ein wenig Regen und am Morgen weckt uns die Sonne. Wir dürfen noch einen Kaffee und soeben frisch gemachtes Fladenbrot köstigen, bevor wir die paar restlichen Kilometer unter die Räder nehmen. Unser Abschied ist äusserst herzlich. Eingangs Shymkent fragen wir einen Garagisten, ob wir unsere Velos mit dem Hochdruckreiniger waschen dürfen. Dürfen wir, aber zahlen dürfen wir nicht. Es gibt uns noch einen Tipp für ein gutes Hotel, das wir auch ansteuern. Das Hotel ist prima, freundliches Personal, hier lässt es sich wohnen. Da wir zeitlich sehr gut unterwegs sind, erlauben wir uns paar Tage hier zu verweilen, bevor wir die restlichen 450 km Kasachstan unter die Räder nehmen werden.