Jiayugan-Lanzhou 08.09. – 16.09.2013

Wir verlassen Jiayugan und fahren auf der Autobahn Richung Lanzhou. Für einmal haben wir nun Rückenwind und kommen entsprechend zügig voran. Nach 154 km erreichen wir Gaotai und stellen hier  hinter einer Raststätte unser Zelt auf. Die Landschaft auf unserer Weiterfahrt wechselt nun in bunter Reihenfolge ab.

Lanzhou

Mal steppenartig, mal wird sie landwirtschaftlich genutzt. Wir kommen bei gutem Wind zügig voran und absolvieren gleich zwei vorgesehene Tagesetappen an einem Tag. Erneut müssen wir wieder mal einen Platten flicken. Mein Hinterrad ist vollgestopft mit diesen verflixten Drähten. So wechseln wir gleich Schlauch und Pneu aus. Am nächsten Tag haben wir gleich 2 Platten zu beklagen. Zuerst erwischt es Elisabeth, paar km später mich. Was soll’s, wir haben mittlerweile Uebung im Platten flicken, sind sozusagen spezialisiert! In der Schweiz zurück werden wir wohl später einen Schlauchflickkurs anbieten….In Yongchang gehen wir in Apotheke und kaufen Mittel für meine Fingerverletzung. Dazu mehr an separater Stelle. Wir fahren bis Wuwei und bleiben hier eine Nacht. Am folgenden Tag fahren wir los und wollen auf die Autobahn. Die bei der Mautstelle anwesende Polizei schickt uns weg mit der Begründung in China dürfe man nicht mit dem Velo auf Autobahnen fahren. Bleibt die Frage offen, warum man uns vorher dreitausend km gewähren liess?! Wir probieren noch bei zwei weiteren Auffahrten auf die Autobahn zu gelangen, aber keine Chance, die Polizei verweigert uns dieses Unterfangen. Nun fahren wir halt auf der anderen Strasse, wobei Strasse noch vornehm ausgedrückt ist.

Ein Bachbett mit Teer überzogen wäre angebrachter…! So nebenbei fahren wir heute wieder einen Platten ein. Diesmal ist nicht ein Draht schuld, sondern eine Flickstelle ist undicht. Grund: Der dort angebrachte Flick ist brüchig. Dabei haben wir diesen doch erst vor paar Tagen gekauft bei einer chinesischen Veloreparaturstelle am Strassenrand…!  Wir sind froh, dass wir heute nur gut 60 km bewältigen müssen. Gut geschlafen fahren wir am anderen Morgen los. Heute haben wir einen anstrengenden Tag, wir müssen über einen fast dreitausend Meter hohen Pass rüber. Zu allem Unglück haben wir noch sehr strengen Gegenwind, was uns die Passfahrt ungemein erschwert. Wir kämpfen uns Höhenmeter um Höhenmeter nach oben und der Wind hält dagegen. Endlich haben wir die Passhöhe geschafft und wir sind es auch! Wir sind zuversichtlich, dass wir nun die Passabfahrt umso mehr geniessen können. Aber oh weh! Wir müssen selbst abwärts zum Teil voll in die Pedale treten, damit wir nicht stehen bleiben. Der Wind, der spinnt! Nach paar Stunden und 50 km haben wir genug. Wir fragen einen Bauern, ob wir das Zelt auf seinem Feld aufschlagen dürfen.

"Zobe näh!"

Er sagt uns zu und lädt uns gleich zu einem „Zobe“ ein. Wir schlafen gut und hören, dass es plötzlich anfängt an zu Regnen. Dabei hoffen wir, dass dies nicht allzu lange andauern möge. Wir haben sonst bedenken, dass wir mit den gepackten Fahrrädern aus dem frisch gemähten Getreidefeld raus kommen. Wir sehen bald, dass der Regen wohl nicht aufhören wird, legen noch im Trockenen unsere Regenklamotten an und brechen bei strömendem Regen unser Zelt ab. Unsere Befürchtungen bewahrheiten sich. Wir kommen kaum, obschon nur hundert Meter vom Strassenrand entfernt, aus dem Feld raus. Die Räder und Bremsen füllen sich mit nasser Erde und es geht nichts mehr. So müssen wir die Packtaschen und Velos praktisch aus dem Feld raus tragen und am Strassenrand vom gröbstem Dreck befreien, damit wir überhaupt fahren können. Der Wind bläst heute nicht mehr, aber dafür regnet es in Strömen und es ist bitter kalt. Na, ja, wir sind halt immer noch auf einer Höhe von 2‘750 Meter. Unser innigster Wunsch im Moment: Nur keinen Platten jetzt!! Nach gut einer Stunde Fahrt sehen wir einen Hochdruckreiniger bei einem Haus stehen, dort spritzen wir unsere fahrbaren Untersätze ab und was kommt zum Vorschein: Unsere Fahrräder…. Als wir in Yongdeng, unserem Etappenort ankommen, sind wir durchfroren, aber Dank den Regenklamotten nicht durchnässt. Am darauf folgenden Tag, bei wiederum schönem, aber kaltem Wetter brechen wir auf. Heute wollen wir Lanzhou in 110 km Entfernung erreichen. Dies sollte bei guten Verhältnissen kein Problem sein, da es auf dieser Strecke ca. 500 hm bergabwärts geht. Wir sind gut unterwegs, die Steppe hat sich nun endgültig zurück gezogen und macht diversen Kulturen Platz, wie Gemüse, Obst, Mais etc.  Mehrheitlich aber sieht man hier nun Kabisfeld an Kabisfeld. Unterwegs können wir bei an einem Strassenverkaufsstand bei drei Frauen Aepfel kaufen. Wir probieren zuerst Einen, bevor wir kaufen. Die Frauen haben ihre helle Freude an Elisabeths blonden Haaren und wollen auch gleich, dass ich mit ihrem Handy eine Foto mache von ihnen und Elisabeth. Zudem schenkt jede Frau Elisabeth noch zusätzlich Aepfel und Birnen. Wir kommen nun an den Stadtrand von Lanzhou. Hier überholt uns ein chinesicher Töfffahrer und hält an.

vor Lanzhou

Er gibt uns zu Trinken, macht Fotos und gibt seiner Freude Ausdruck, dass er europäische Radler angetroffen hat. Wir fahren weiter, x km durch Baustellen, inmitten von stinkenden Lastwagen, Autos, Töffs etc. etc., bevor wir endlich auf den Fahrradstreifen gelangen. Aber auch hier sind Autos unterwegs, man muss ungemein auf der Hut sein. Nach fast 30 km! seit Anfang Stadt in stinkender und dreckiger Luft kommen wir nun endlich bei unserem Hotel an. Wir sind froh, nun aus diesem Verkehrschaos raus zu sein! Unsere Atemwege machen uns Beschwerden, unsere Köpfe sind schwarz, gefärbt vom Schmutz! Es ist vorgesehen, dass wir hier drei Tage verweilen.

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