Mit dem Zug von Atyrau nach Aqtöbe 08.06. – 09.06.2013

Nach diversen Warnungen und Abraten von Personen vor Ort, die Strecke Atyrau-Aqtöbe mit dem Fahrrad zurück zu legen, haben wir uns entschlossen diesen Teil mit dem Zug zu bewältigen. Die Strassenverbindung zwischen diesen zwei Orten ist nur auf 100 km einigermassen normal, der Rest sind Sandpisten bestehend aus Löchern, Fahrrinnen und Sandwällen. Diese Tatsachen wussten wir schon bei unserer Planung, aber offenbar ist der Zustand der Pisten im Moment so schlecht, dass wir uns auf ein Experiment erst gar nicht einlassen wollen!

So buchen wir uns 2 Zugtickets zu einem Preis von nicht mal CHF 19.00! (für beide!). Die Mehrheit unseres Gepäcks und die Fahrräder geben wir schon 2 Tage vor unserer Abreise für den Versand auf, aber gemäss dem Bahnpersonal sollen diese erst 2 Tage nach unserer Ankunft in Aktöbe ankommen!

Am Samstag um 18.40 Uhr geht’s los. Wir sitzen im Zug, dieser fährt ratternd aus dem Bahnhof in Atyrau raus. Es rumpelt und quietscht und schüttelt obschon die ersten Kilometer nur mit ca. 30 bis 40 Stundenkilometer gefahren werden. Später liegt immerhin eine Reisegeschwindigkeit von 60 Stundenkilometern vor. Die Sitzbänke im Zug tragen das ihre dazu bei, dass es uns während der Fahrt nicht zu allzu gemütlich wird.

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Der Zug ist voll besetzt, alle starren uns an und denken wohl, was denn die 2 Fremdlinge hier zu suchen haben. Unser Sitznachbar fragt uns, ob wir denn wirklich nach Aqtöbe wollen?! Ja, das wollen wir tatsächlich.

Es dauert nicht lange, da verteilt der Zugbegleiter jeder Person ein Frottiertuch, ein Kopfkissenüberzug, ein Matratzenüberzug und ein Tuch um sich zu decken, falls man kalt haben sollte. bahn_02Emsig werden von allen Mitfahrenden bereit liegende kleine Matratzen auf den Sitzbänken ausgebreitet, die Kopfkissen und Matratzen angezogen. Als nächstes stürzen sich alle auf die Toilette und machen sich klar für die Nacht. Es dauert wohl keine halbe Stunde ist in unserem Wagon alles am Liegen. Also machen wir dieses Prozedere auch. Die Nacht dauert ziemlich lange, es gelingt uns ab und zu ein Auge zuzudrücken. Nach  fünf oder sechs Stunden Fahrt, hält der Zug in einer kleinen Ortschaft, hier ist Basar. Alle rennen aus dem Wagen und gehen Einkaufen. bahn_03Nach einer halben Stunde geht die Fahrt weiter, durch die Steppe Kasachstan, Aqtöbe zu. Gegen halb elf am Morgen erreichen wir unseren Zielbahnhof. Wir gehen bei der Gepäckausgabe vorbei um zu schauen, ob unsere Velos evtl. bereits hier sind. Sind sie natürlich nicht, wir sollen morgen wieder kommen. Dies werden wir machen, obschon das Gepäck aller voraus Sicht nach erst am Dienstag ankommen wird. Wir buchen ein Hotelzimmer in der Nähe des Bahnhofs, machen uns frisch und gehen getreu unseren Gepflogenheiten, nach zurück gelegten Etappen, ein Bier trinken.

Also warten wir……auf unsere Velos!

Am darauf folgenden Tag, gehen wir beim Bahnhof vorbei, unsere Fahrräder sind natürlich nicht da. Also warten wir noch einen Tag und gehen nochmals nachschauen. Und siehe da, alle unsere Gepäckstücke inkl. Fahrräder sind eingetroffen und es fehlt nichts. Alles ist unbeschädigt, was wollen wir mehr. Elisabeth und ich schauen einander an, ein grosses Aufatmen von uns Beiden folgt. Wir fühlten uns seit Aufgabe des Gepäcks, nie so wohl, wie gerade in diesem Augenblick!

Nun machen wir noch unsere Räder startklar für morgen, morgen geht’s weiter durch die Steppe Richtung Aral.

Zwischen Oelfeldern, Kamelen und Gewittern 31.05. – 04.06.2013

Von Astrakhan nach Atyrau
Endlich können wir weiter, unser Warten auf die Einreise nach Kasachstan hat ein Ende. Wir schreiben den 31.05.13. Heute beabsichtigen wir so nahe wie möglich an die Grenze zu fahren, um am nächst folgenden Tag frühzeitig die Grenzformalitäten abwickeln zu können. Wir kommen an weitläufigen Sumpfgebieten vorbei, dabei werden wir von Millionen von kleinen Fliegen attackiert. Es ist kaum zum Aushalten, aber Gott sei Dank haben wir hier vorgesorgt. Wir legen unsere Mückennetze über den Kopf, so bleiben wir wenigstens dort geschützt. In Krasny-Yar nach gut 40 km finden wir ein Hotel, wo wir auch gleich die Nacht verbringen. Bei solchen Verhältnissen zu Zelten macht keinen Spass, was bei einer Weiterfahrt unweigerlich der Fall gewesen wäre.

Am folgenden Morgen stehen wir frühzeitig auf, denn mit Uebertritt über die Grenze, fahren wir auch in eine neue Zeitzone rein. (CH Sommerzeit plus 3 Stunden.) Bald sind wir an der Grenze, die Grenzformalitäten werden äusserst speditiv und ohne Probleme erledigt. Wir können weiterfahren, nun sind wir gespannt, was uns das neue riesige Land in den kommenden Wochen bieten wird.

In Ganyushkino machen wir halt und beschliessen wegen der Mücken hier in einem Hotel unser Nachtlager zu beziehen und auf das Zelten zu verzichten. Auch das Wetter verschlechtert sich zusehends, es ist eine Gewitterfront im Anmarsch. Im Hotel gegenüberliegenden Kaffee nehmen wir unser Abendessen ein, als es draussen los geht. Es wir finster, fast wie die Nacht, Donner grollen und Blitze zucken. Es fängt an zu regnen, der Wind peitscht den mittlerweile sintflutartigen Regen fast waagrecht an die Hausfront. Plötzlich ist es noch finsterer, der Strom ist weg. Wir bleiben im Kaffee sitzen und schauen dem Naturschauspiel zu. Wir sind froh über unseren Entscheid, die Nacht im Hotel zu verbringen. Noch wissen wir nicht, was  uns im Hotel erwarten sollte….

Zurück im Hotel, wir öffnen unsere Zimmer Tür, kommt uns gleich Wasser entgegen. Der ganze Boden ist unter einer Wasserschicht, das Wasser ist via Entlüftungskanal eingedrungen. Gott sei Dank und nur zufällig, sind alle unsere Sachen nicht beschädigt worden. Wir beziehen ein anderes, ….trockenes Zimmer.
Auch der Strom kommt wieder zurück, nach über 2 Stunden!

Auf unserer Weiterfahrt und immer noch am Verarbeiten der gestrigen Ereignisse, fahren wir an Kamel- Pferde- Rinderherden und an weitläufigen Oelfeldern vorbei. Schon droht uns das nächste Gewitter. Vor uns türmen sich schwere Gewitterwolken, wir hören schon Donner und Blitze zucken. Ein plötzlich, abseits der Strasse auftauchendes Gebäude suchen wir auf und suchen dort in einer Bauruine Schutz vor dem Gewitter. Nach zwei Stunden Warten, ohne Regen, der Himmel hat sich wieder ein wenig aufgehellt, fahren wir weiter. In Zhanbay, einem paar Häuser Dorf, können wir hinter einem geschlossenen Restaurant mitten unter Kamelen und Rindern unser Zelt aufschlagen. Wir sehen und spüren am klebrigen Boden an, dass hier heute ein Gewitterregen niederging.  Die Kamele halten sich um unser Zelt auf und brüllen unaufhörlich.


Wir sind noch nicht lange in unseren Schlafsäcken, schon geht es wieder los. Wie aus dem Nichts, fängt der Wind an über die Steppe zu fegen, immer heftiger. Wir fürchten um unser Zelt und dessen Inhalt! Wir gehen nochmals nach draussen, es regnet schon leicht, und schlagen die Heringe noch tiefer in den Boden. Die nächste halbe Stunde haben wir nichts mehr zu lachen, nur eine Frage quält uns: hält das Zelt oder werden wir weggefegt. Das Zelt hält……

Auf unserer Weiterfahrt, die Fliegen sind jetzt nicht mehr unsere Begleiter, die Kamele treffen wir auch nicht mehr an und die Oelfelder sind auch verschwunden. Nur die Gewitter sind geblieben. Vor uns ist schon wieder eine bedrohliche Gewitterwand und wir hätten noch 30 km bis Atyrau zu fahren. In einem Restaurant in der Steppe draussen kehren wir ein und nehmen Essen und Trinken zu uns. Sollen wir es wagen, weiter zu fahren und ins Verderben, sprich ins Gewitter rein zu trudeln, oder wie weiter? Wir fragen im Restaurant, ob es denn hier eine Schlafgelegenheit gäbe. Nein, aber wir könnten, falls es und diene, im Schlafraum des Personals auf dem Boden schlafen. Was wir auch tun. Mätteli auf den Boden, Schlafsack drauf und wir rein. Das Gewitter kommt, das findet aber draussen statt! Am nächsten Morgen werden wir vom Personal herzlich verabschiedet. Uns bleiben noch die 30 km bis Atyrau. Diese nehmen wir bei heftigstem Gegenwind in Angriff, was uns aber nicht beeindruckt! Wir sind unbeschadet durch 3 Gewittertage gekommen, was soll uns denn da noch beeindrucken? Der Gegenwind schon gar nicht! Oder doch….? Wir fahren über den Fluss Ural in Atyrau, der Grenze Europa zu Asien. Atyrau ist eine aufstrebende Industriestadt (Oel) im Westen von Kasachstan. Die Preise hier sind auch entsprechend!  Auf der Asienseite beziehen wir ein Hotelzimmer und bleiben hier 2 oder 3 Tage. Am 6.06. feiern wir zusammen noch Elisabeth’s Geburtstag. Für einmal unter anderen Vorzeichen…..

Durch die Steppe von Elista nach Astrakhan 20. – 23.05.2013

Wir verlassen Elista. Jetzt ändert sich alles sehr drastisch.
Es beginnen die grossen, weiten und endlosen Flächen des Südens. Noch hat es ab und zu Bäume, die aber immer rarer werden, um dann ganz zu verschwinden. Unser Getränke- und Essensvorräte sind aufgestockt, da die auf dieser Strecke liegenden kleinen Dörfer  grosse Distanzen auseinander liegen, wo man sich in kleinen Kaffee’s verpflegen kann. Nun fahren wir in der schier endlosen Steppe, auf langen Strassengeraden und ziemlicher Hitze. Doch der Wind hat nicht nur die negative Eigenschaft, dass er Radfahrer bremst, die die falsche Richtung fahren, sondern er hält auch die Hitze in erträglichem Rahmen. Und so machen wir am liebsten die Pausen auf dem Rad, mangels anderer Gelegenheiten!
Am ersten Tag in dieser Steppe, in einem kleinen Dorf, machen wir uns auf die Suche nach unserem Hotel, das wir bereits im Voraus gebucht haben. Das Hotel ZELT.  2 km hinter dem Dorf finden wir paar Sträucher, die uns die nötige Deckung geben unser Zelt hinzustellen. Am nächsten Tag fahren wir weiter, ohne Morgenessen, aber wohlwissend, dass in den nächsten 10-15 km eine Verpflegung Möglichkeit kommen wird. Na ja, es waren schlussendlich vier Mal mehr! Der Schreibende hat ganz einfach, falsche Informationen im Reiseplan hinterlegt! Gut haben wir genügend Proviant bei uns, so können wir uns aus der eigenen Küche verköstigen. Uebrigens: Das Hotel Zelt können wir empfehlen, und gut geschlafen haben wir auch! Auf unserer Fahrt, es geht nicht lange, hält eine vorbei fahrende Polizeipatrouille, stoppt uns, kommt zu uns, gibt uns die Hand und will allerlei wissen, über woher, wohin, wie viele km, wie lange, Gewicht der Räder, Navigation etc. Nach kurzem Gespräch, salutieren die zwei Herren und verabschieden sich. Zufrieden mit sich selber und den erhaltenen Informationen der 2 Schweizer Radfahrer.  Wir machen noch paar km, da taucht ein kleines Dorf auf, vielleicht 20 Häuser, nicht mehr. Und….es hat ein kleines Beizli am Strassenrand. Wir halten, holen 2 Bier und trinken diese, da wir beabsichtigen hier in der Nähe unser Zelt aufzurichten. Ein Anwohner kommt mit dem Töff vorbei, sieht uns und fängt mit uns ein Gespräch an. Wir geben ihm zu verstehen, dass wir einen Standplatz für unser Zelt suchen. Er nimmt sein Handy, ruft den Schulhausabwart an. Die kommende Nacht ist unser Zeltplatz hinter dem Schulhaus, gesichert durch einen Zaun und nicht gesehen von der Strasse. Die Tatsache, dass hier 2 Fremde ein Zelt aufstellen wollen, macht offenbar die Rund im Dorf. Von allen Seiten strömen Kinder herbei und sehen uns gespannt bei unserem Hausbau zu. Am nächsten Morgen kommt der Schulhausabwart und auch er will wissen, wie ein Zelt abgebaut wird.

Die Schuhe müssen auch wieder mal geputzt werden!
Die Schuhe müssen auch wieder mal geputzt werden!

Weiter geht die Fahrt durch die Steppe, unentwegt Astrakhan zu. Die Steppe geht mancherorts bereits in Wüste über und wir stellen uns vor, dass hier in einigen Jahren die Steppe der Wüste Platz gemacht hat. Wir kommen vorbei an vielen kleinen Salzseen und sind nun in einer weiteren Ortschaft angelangt. Bei einem Bauern finden wir einen guten Zeltplatz, in unmittelbarer Nähe seines Hauses. Nun haben wir noch die letzten km nach Astrakhan vor uns. Nach über 320 km Steppenlandschaft kommen wir in dieser Grossstadt im Wolgadelta an. Wir buchen ein Hotelzimmer für über eine Woche, mit Blick auf die Wolga. Kasachstan ruft, am 1.06.2013 dürfen wir dort einfahren.

Fahrt nach Kalmückien 12.05. – 15.05.2013

Vor unserer Abreise aus Kropotkin lernen wir die Hotelbesitzerin kennen, eine junge Russin die in Astrakhan wohnt. Sie macht noch diverse Fotos von uns und will diese dann auf ihre Homepage stellen. Wir nehmen herzlich voneinander Abschied. Unterwegs staunen wir immer und immer wieder über die riesigen Flächen an landwirtschaftlichen Kulturen. Da sieht man riesige Rapsfelder, Getreidefelder, Gemüsefelder.  Wir fahren von Novoaleksandrovsk Richtung Krasnogvardeyskoe  als vor uns plötzlich ein junger Autofahrer aus seinem Auto steigt und uns eine Karte von sich übergibt als Andenken an ihn. Er lädt uns auch gleich zu sich nach Hause ein, um bei ihm zu Uebernachten. Wir nehmen dankend an. Am anderen morgen begleitet er uns ein bisschen des Weges mit seinem Auto. Wir wollen ihm etwas für seine Gastfreundschaft zurück geben, ihm einen Kaffee zahlen. Nein, das will er nicht! Wir verabschieden uns endgültig von Alexander, diesem herrlichen Russen. Wir kommen nun mehr und mehr Richtung Steppe. Die Bäume werden immer weniger und weniger. Wir fahren in Kalmückien ein. Kalmückien ist eine autonome Republik im Süden Russlands. Und entsprechend ist hier auch so etwas wie ein Grenzübergang, mit Kontrolle. Die Beamten halten uns an und fragen wohin wir wollen. Nach Elista ist unsere Antwort und schon können wir weiter. Nun sind wir endgültig von Steppe umgeben, die Sonne brennt, aber wir kommen gut voran. Plötzlich wird es dunkel, ein Gewitter ist im Anzug, Windböen, Regentropfen. Aber die Wetterfront verschont uns und so kommen wir trocken in Elista an.

Der goldene Tempel von Elista
Der goldene Tempel von Elista

Wir buchen ein Zimmer im Hotel Elista. Die Fahrräder können wir in der Empfangshalle deponieren, was allerdings dem Aufsichtsmann nicht passt. So bekommen unsere Fahrräder halt ein eigenes Zimmer im 1. Stock, abgeschlossen, jedoch ohne Dusche…..

Von der Ukraine nach Russland 06.05. – 11.05.2013

Die Ueberfahrt mit der Fähre von der Ukraine nach Russland, durch die Meerenge von Kerch, ist wiederum sehr bürokratisch, aber unproblematisch. [flv]http://fritz-zaugg.ch/WordPress_deutsch/wp-content/uploads/2013/05/faehre_ukraine-russland.flv[/flv]Nachdem wir uns die Tickets besorgt haben, eine Frau einer Gruppe von Motorradfahrern weist uns den Weg, stehen wir Schlange um die Zollkontrollen über uns ergehen zu lassen. Zusätzlich werden unsere Gepäckstücke von einem Scanner nach Verbotenem kontrolliert. Wir selber werden auch noch gescannt, ohne negativen Befund. Die Ueberfahrt dauert 20‘ ist also nur von kurzer Dauer. Auf der anderen Seite werden wir von der russischen Zollkontrolle in Empfang genommen. Nach eingehendster Kontrolle und x-facher Ueberprüfung sämtlicher unserer Reisedokumente und anderthalb Stunden später, kriegen wir den Stempel in die Pässe. Die Fahrt über 40 km zu unserem vorgesehenen Uebernachtungsort geht zügig voran, kein Wind, es rollt gut. Wir befinden uns jetzt exakt zwischen 2 Meeren, dem Schwarzen-und dem Asowsches Meer.
Noch wissen wir nicht, was uns in den folgenden Tagen erwarten wird.

Der ewige Wind

In den nächsten vier Tagen kämpfen wir uns durch den Wind, dieser ist so stark aufgekommen, dass wir phasenweise mit den Fahrrädern fast stillstehen. Keine Chance – Eine Reisegeschwindigkeit von 20 km/h ist ein Wunschdenken, 13 km/h die Ausnahme. Die Regel sind Geschwindigkeiten [flv]http://fritz-zaugg.ch/WordPress_deutsch/wp-content/uploads/2013/05/wind1.flv[/flv] von 7 – 11 km/h! In Slavyanks-na-Kubani können wir uns im Hotel noch registrieren lassen, Väterchen Staat will wissen, wo wir uns aufhalten im Land. Jeder einreisende Ausländer muss dies innerhalb von 7 Tagen entweder bei einer staatlichen Stelle, oder der Post oder bei eigens dafür ausgewählten Hotels tun, sonst gibt es Probleme bei der Ausreise. Unser Hotel ist ein solches Hotel, wir haben das Gefühl es sei unter staatlicher Kontrolle und wir als Gäste werden vom Hotel kontrolliert. Die Leute dort wissen immer, wo du dich aufhälst, sie wissen beim Auschecken auch bereits, dass wir am Vorabend 1 Cola von der Minibar im Zimmer bezogen haben!!

Zwischen Wahnsinn und Horror

Die Fahrt nach Krasnodar ist für uns der reinste Horror. Da ist mal der unablässige Wind, der uns sehr fordert und dann ist es der Verkehr. Es ist der reinste Wahnsinn rund um diese Grossstadt mit ihren 750‘000 Einwohnern. Es wird gerast, Auto an Auto, Lastwagen an Lastwagen und mittendrinn 2 EmmentalerIn mit den Fahrrädern. Der Lärm und der Gestank verbessern das allgemeine Wohlbefinden auch nicht unbedingt.

Wir sind mittlerweile in der Stadt Kropotkin angekommen, wo wir uns während einem Tag ein wenig regenerieren wollen. Und, ach ja, der km Stand beträgt nun auch schon 2‘320.

Halbinsel Krim, Schwarzes Meer 29.04. – 03.05.2013

Wir durchradeln Krim, entgegen unseren ursprünglichen Plänen nicht via Jalta, sondern nehmen die etwas kürzere, aber vor allem flachere Variante Richtung Feodosiia. Wir sind zeitlich günstig dran und wollen in diesem Ort am schwarzen Meer 2 Tage bleiben. Hier angekommen suchen wir nach einem geeigneten Hotel. Das erste Hotel, ein grosser Bau, weist uns wieder weg, mit der Begründung, es sei alles besetzt. Wer’s glaubt!  Die neue Saison hat noch gar nicht angefangen, entsprechend sind die Parkplätze vor dem Hause fast alle leer. Die wollen uns einfach nicht, kein Interesse an Personen mit Fahrrädern! No money! Also halt, so nehmen wir uns eine andere Unterkunft.  Wir geniessen die Tage in Feodosiia mit der schönen Strandpromenade und vielen Ständen und interessanten Beizli.

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1. Mai Feier in Feodosiia

Die Fahrt nach Kerch ca. 100 km wollen wir nicht an einem Stück bewältigen, sondern machen nach 13 km  Halt in Prymors’kyi. Dies, weil hier das letzte Hotel vor Kerch zu finden ist! So müssen wir am nächsten Tag 87 km radeln, bevor wir das letzte Etappenziel in der Ukraine erreichen.

Da gemäss Wettervorhersage uns wieder heftiger Gegenwind droht, starten wir bereits um sechs Uhr des darauf folgenden Morgen. Wir sind gut beraten, der Wind schläft noch und wir sind putzmunter. Nach dem Kaffehalt an der Tankstelle des Dorfes nehmen wir  die Strecke unter die Räder. Wir kommen auch gut voran, aber leider hat der Wind Lunte gerochen und holt uns ab.
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unterwegs

So ab 40 km ist er voll da, setzt sich unserem Vorhaben voll entgegen. Ab trotzdem haben wir Kerch erreicht, wo wir wiederum gut 2 Tage bleiben werden, bevor wir am 6. Mai mit der Fähre nach Russland rüber setzen.

Und sollten wir jemals an der Freundlichkeit der Ukrainer gezweifelt haben, so werden wir heute eines Besseren belehrt. Unser vor 3 Tagen gebuchtes Hotel zu finden ist nicht einfach. Wir haben zwar die Adresse notiert, aber dies nützt nichts. Die Strassen selber sind nur in kyrillischer Schrift angeschrieben. Die dritte Person fragen wir bereits nach dem Hotel, nachdem wir vorher nur Achselzucken als Antwort bekommen haben. Auch dieser Person nennen wir Namen und Adresse unserer gebuchten Unterkunft: keine Ahnung! Da zeigen wir dem guten Mann die Hotelbestätigung in ukrainischer Schrift, plötzlich versteht er unser Anliegen und sagt, dass wir ihm folgen sollen. Er führt uns direkt vor das Hotel. Ist übrigens auch nur kyrillisch angeschrieben….
Wir freuen uns nun auf 2 Tage Kerch und warten gespannt auf Russland!

Markt in Dzhankoi 27.04.2013

Wir besichtigen heute die Stadt Dzhankoi bei schönstem und sehr warmem, schon bald Sommerwetter. Es ist Markt und wir schlendern interessiert durch die vielen Marktstände. Dabei fällt uns dieser Gewürzstand auf.  Die Frau mischt diverse Gewürze zu einer Endmischung gemäss dem Wunsch des Kunden, mit einer enormen Handfertigkeit.

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Mykolaiv-Dzhankoi 24.04. – 26.04.2013

Das Hotel in Mykolaiv ist sehr gut. Wir werden von der Eigentümerin und dem Personal so richtig verwöhnt. Jeden Wunsch erfüllen sie uns, bringen unsere Wäsche in einen Waschsalon zum Waschen und am darauf folgenden Tag holen sie diese wieder ab. Das Morgenessen bringen sie uns sogar auf’s Zimmer. So lässt sich gut leben, aber einmal müssen wir ja wieder weiter. Die Receptionistin gibt uns noch 100 Tips, welche Sehenswürdigkeiten wir auf Krim besuchen sollen. Auf unserer weiteren Route nach Dzhankoi merken wir, dass Ortschaften und Tankstellen immer rarer werden. Wir können also unsere gewohnten Pausen in den Tankstellen vergessen! Die Strasse (sie nennt sich Fernstrasse!) auf der wir unterwegs sind, führt über die weiten Flächen auf der Halbinsel Krim. Um in die Ortschaften zu gelangen, muss man diese Strasse verlassen. Unser Problem ist, die Ortschaften sind zu viele km weg von unserer Route. Ein Hin und zurück über mehrere km nehmen wir nicht in Kauf. Unser Empfinden, dass die Strassen je südlicher, je besser werden, stellt sich als Irrtum dar. Während Stunden fahren wir auf eben dieser Fernstrasse, die z.T. mehr an eine Kieswerkstrasse erinnert . Ach ja, beinahe hätte ich’s vergessen: Der Wind bleibt uns treu! Und….er hat uns tatsächlich auch schon gestossen!

Kryzhopil-Mykolaiv 18.04. – 23.04.2013

Endlich ist auch bei uns das lang ersehnte und schöne Wetter eingetroffen und begleitet uns auf diesen Etappen. Nur am Sonntag wissen wir nicht, ob denn der Petrus auch durchhält. Mit dem schönen Wetter ist aber auch zum Teil sehr heftiger Gegenwind aufgekommen, der es uns nicht gerade einfach macht, unsere Kräfte zu schonen. Unsere Lungen arbeiten auf Hochtouren. Sollten wir auf dieser Reise schon jemals das Gefühl gehabt haben, dass es schlimmere Strassen kaum mehr geben könne, hier treffen wir sie an. Nur noch Löcher und wo keine Löcher vorhanden sind, sind viele km grosse Pflastersteine verlegt. Diese Abschnitte sind für uns kaum fahrend zu bewältigen. In Chechelnyk übernachten wir in einem Hotel, dessen Besitzer auch gleich eine Küchenfabrik mit 150! Angestellten besitzt. Er überlässt uns seine Suite zum bewohnen. Am Abend lädt er und seine Frau uns ein zu einem gemütlichen Beisammensein mit Wurst, Käse und Wodka. Da wir es bis jetzt noch immer nicht geschafft haben, ukrainisch zu sprechen, kommt der Sohn als Dolmetscher dazu. Es entwickelt sich eine sehr interessante Unterhaltung und wir lachen viel. Ach ja, die Wurst ist gut, der Käse schmeckt und den Wodka saufen wir….ich habe plötzlich das Gefühl, ich sei der ukrainischen Sprache mächtig!

In Balta gibt uns ein Tankstellenbesitzer den Rat, statt der geplanten Route, eine andere mit viel schöneren und flachen Strassen zu wählen, welchen wir auch befolgen. In Nova Odesa, nach der Karte her zu schliessen einer grösseren Ortschaft, wollen wir uns ein geeignetes Hotel aussuchen um in diesem einen Ruhetag zu verbringen. Ganze zwei Hotels hat es, das Erste ist zu und das Zweite ist eine Absteige. Wir nehmen diese Absteige, nach über geradelten 90 km heute, ersparen wir uns, noch weitere 40 km bis zur nächsten Uebernachtungsmöglichkeit zu pedalen! Und….den Ruhetag legen wir nun einen Tag später ein, in einer anderen Ortschaft, in einem anderen Hotel.

Chernivtsi- Kryzhopil 13.04. – 17.04.2013

Die Strecke ist ein ständiges auf und ab, die Gegend nicht von überragender Schönheit und das Wetter trägt das Seine dazu bei, dass wir diesen Abschnitt einfach so durchradeln.  Dabei durchqueren wir noch für eine kurze Dauer moldavisches Staatsgebiet. Wiederum waren die Zollkontrollen sehr umfangreich. Die Pässe mussten drei mal gezeigt werden. Nach umfangreichen optischen Kontrollen der roten Ausweise, wurden die Daten auch noch mittels Computer überprüft. Die UkrainerInnen haben uns bis jetzt einen eher unfreundlichen und misstrauischen Eindruck hinterlassen. Aber die Ausnahmen bestätigen die Regel. Ein Ehepaar das wir wegen einem Hotel fragen, kommt mit uns ins Gespräch, er kann sich ein wenig auf deutsch verständigen. Beide kennen die Schweiz und fahren im kommenden Mai wieder dorthin. Sie führen uns zu einem Hotel und geben uns ihre Visitenkärtchen, falls wir in der Ukraine Probleme bekommen sollten. Am nächsten Tag wieder dasselbe. Wir fragen zwei ältere Frauen in einem Dorf nach einem Hotel. Sie beschreiben uns den Weg dorthin. Da kommt zufällig ein kleiner Junge vorbei, hört unser Gespräch und bietet sich an, uns zum Hotel zu begleiten. Wir sind froh, dieses hübsche Hotel, hätten wir sonst nie gefunden! Und zu guter Letzt, wir studieren ca. 10 km vor Kryzhopil unsere Karte, hält ein Autofahrer an und fragt, ob er uns helfen könne. Wir bejahen und fragen nach dem nächsten Hotel. Er gibt uns ein Visitenkärtchen eines Hotels in Kryzhopil.Wir fahren dorhin. Ich frage in der Reception nach einem Zimmer, da steht Vasiliy auch schon neben mir und spielt den Uebersetzer. Vasiliy kommt aus Kiew, arbeitet hier als Projektmanager eines Grosskonzerns. Später führt er mich auch noch mit dem Auto ins Dorfzentrum zum Bankomaten. Ich will ihm für diese Dienste einen Trink offerieren, er will dies aber nicht und  schon ist er wieder weg. Mittlerweile sind wir über tausend km geradelt, wie man sieht ist Elisabeth in ständiger Begleitung von Monika Monika-Mariaund Maria und einem Schokoladeriegel.

Mit dem Fahrrad ans Ende der Welt