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Adiós America del Sur II

Nun ist die Reisezeit in Südamerika bereits vorbei. Heute geht’s zurück in die Schweiz. Waren zu Beginn die Temperaturen immens hoch, so wurde dies in den Anden drastisch korrigiert. Es war dort zum Teil sehr kalt, verbunden mit sehr vielen Niederschlägen. Besonders Ecuador und der Norden von Peru waren davon betroffen, vielen Leuten dort ist grosses Leid widerfahren. Viele Menschen in diesen Gebieten leben in bitterer Armut und nun schlug auch noch die Natur erbarmungslos zu. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, mit welcher Gewalt das Wasser unvorstellbare Schäden hinterlassen hat. Selbst Menschen konnten sich nicht alle in Sicherheit bringen und wurden Opfer dieser Launen der Natur.
Von dieser Warte aus gesehen war mir das Glück hold, nicht zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen zu sein.
Die Reise mit dem Fahrrad durch Kolumbien, Ecuador und Peru habe ich sehr genossen. Punkto Schönheit hat mich vor allem Ecuador fasziniert, obschon in allen Ländern punkto Sicht das Wetter  vielfach der Spielverderber war.
Die Menschen sind in allen diesen drei Ländern liebenswürdig, freundlich und hilfsbereit. Jedenfalls die, die ich getroffen habe. Das Reisen ist mit wenigen Ausnahmen relativ sicher, auch wenn immer ein Restrisiko bleibt.
Alles in allem war es eine sehr spannende und schöne Reise. Und last but not least: Es war halt zu dritt schon viel kurzweiliger!

Trujillo – Lima 18./19.04.2017

Nun nehme ich also die letzte Etappe meiner Veloreise von Cartagena nach Lima in Angriff.
Aus schon besagten Gründen mache ich es mir mal gemütlich und nehme den Nachtbus.
Wider Erwarten fährt dieser pünktlich um genau 21.30 Uhr los. Ich bin sehr erstaunt, dieser Bus ist sehr modern. Jeder Sitz hat seinen eigenen TV Bildschirm, es werden Kopfhörer verteilt und Programme können selber gewählt werden. Es wird sogar noch eine kleinere Mahlzeit verteilt.
Aber irgendwann lassen mich TV und Essen kalt und ich schlafe ein. Zwischendurch erwache ich, orientiere mich am genauen Standort und schlafe sofort weiter. Es ist morgens um halb sieben und wir erreichen Lima. Die Bushaltestelle dieser Gesellschaft ist mitten in der Stadt. Für dorthin brauchen wir nochmals fast drei Stunden. Der Verkehr in dieser Stadt ist mehr stehend, denn fahrend. Endlich kommen wir an, ich nehme meine Utensilien in Empfang, die restlichen sechs Kilometer zum Hotel muss ich noch auf dem Velo bewältigen.
Lima hat ein gut ausgebautes Fahrrad Strassennetz, leider nicht auf meiner Route. So schlängle ich mich durch den unsagbaren Verkehr, gerade dort wo ein wenig Platz vorhanden ist. Das Hotel hätte ich aus strategischen Gründen liebend gerne in der Nähe des Flughafens bezogen, aus Sicherheitsgründen aber „wohne“ ich jetzt im Stadtteil Miraflores. Hier ist man sicher und braucht keine Angst vor Ueberfällen zu haben. Kommt dazu, dass dieser Stadtteil sehr gemütlich ist, mit vielen Restaurants, Läden und  grünen Parks mit vielen Blumen. Hier mache ich es mir gemütlich bis ich wieder in die Schweiz zurückkehre.

Chiclayo – Trujillo 12.04. – 15.04.2017

Die Strecke wird nun immer wie öder. Die Vegetation weicht mehr und mehr dem Sand und der Wind bläst nun jeden Tag stärker in mein Gesicht.
Nun bin ich endgültig in der Wüste draussen. Ich nähere mich dem Dorf Paijan, das im Internet nicht eben die besten Noten erhält. Genannt werden dort zahlreiche Ueberfälle, von Schurkenstaat ist die Rede. Ich probiere solche Meldungen zu verdrängen. Die Schurken warten ja nicht auf mich, bis ich komme und schlagen dann zu, probiere ich mich zu beruhigen. Aber hier holt mich die Vergangenheit ein, alles was ich letztes Jahr auf Sumatra erlebt habe, kommt wieder in mir hoch.
Achtung, dort ein stehendes Auto am Strassenrand mit zwei verdächtigen Personen. Ich nehme sie in meinen Radar und fahre vorbei. Sie haben wohl eine Autopanne! Und dort was ist das? Wiederum paar jugendliche Personen, was machen die? Alles scheint mir verdächtig und ich bin hoch wachsam.
Ich bin froh, als ich diese Ortschaft hinter mir weiss, aber die Wüste ist gross und dort bin ich ziemlich einsam. Wie bin ich froh, es passiert nichts.
Plötzlich stehe ich am „Ende“ der Ruta Panamericana. Die Unwetter haben einen Fluss so steigen lassen, dass er sich nun einen anderen Lauf gesucht hat und die Strasse auf mehreren hundert Metern weg gespült hat.
Also wieder paar Kilometer zurück und dann eine weiträumige Umfahrung des Problems. Nach fast dreissig zurück gelegten Kilometern, bin ich schlussendlich nur paar hundert Meter weiter, als bei der Umkehrstelle.
Die Wüste hält mich nun gefangen, der Wind bläst Orkan mässig von Süd-/Südwest, also voll mir ins Gesicht. Es geht nur noch zögerlich vorwärts. Und so müsste ich ab Trujillo der nächsten Stadt, bis Lima noch gut 500 km fahren. In diesem Moment ist mein Entschluss schnell gefasst. Diese Windtorturen in der Wüste draussen erspare ich mir, ich werde von dort mit dem Bus an mein Endziel fahren.

Sullana – Chiclayo 07.04. – 09.04.2017

In Sullana verlasse ich die Panamericana, welche via die Stadt Piura weiter südwärts führt. Ich fahre zuerst Richtung Osten, anschliessend den Anden entlang bis Chiclayo.
Ich nehme so zwar einen Umweg von 80 km in Kauf, kann aber dafür die Sechura Wüste umfahren. Über 200 km Sand, Einöde, Hitze und Wind bleiben mir so erspart.

Dafür kämpfe ich gegen Wassermassen, durchquere staubfressend oder Wasser/Schlamm watend Dörfer, welche eher einer Schutthalde denn einem bewohnten Gebiet gleichen, treffe auf weggespülte Strassen und werde mal selber beim queren eines Flusses weggespült. Ehe ich’s mir versehe, reisst das Wasser mein Rad auf der glitschigen Unterlage unter den Füssen weg und ich lege mich der Länge nach neben den fahrbaren Untersatz in das seicht warme Nass. Ein nachfahrendes Auto kommt das Ganze mit, zwei Personen steigen aus dem Auto und helfen mir der misslichen Lage zu entkommen. Sie bieten mir auch gleich noch an, mich bis ins nächste Dorf mit zu nehmen. Ich lehne dankend ab, ausser ein paar Schürfwunden am Knöchel und am Knie ist nichts weiter passiert.
Nun komme ich in Chiclayo an, mache einen zwei tägige Rast und fahre anschliessen auf der Panamericana weiter, immer allgemeine Richtung Lima.

Quito – Huaquillas 24.03. – 30.03.17

Nun ist es soweit. Bea zusammen mit Pit, und ich gehen ab jetzt unsere eigenen Wege. Wir trennen uns mit weinendem Herzen. Es war schön mit ihnen zusammen zu reisen.
Ich verabschiede mich von Maja und Bruna, an dieser Stelle nochmals Danke für Alles.
Meine Route führt mich zuerst von Quito nach Santa Domingo de los Colorados, von dort zwischen Anden und Pazifik südwärts.
Das Wetter hier ist bis jetzt nicht viel besser als in den Anden, es ist nass, feucht, aber sehr viel wärmer.
Ich fahre vorbei an riesigen Bananplantagen, über denen ständiger Fluglärm herrscht. Flugzeuge kreisen über den Feldern und lassen ihre Pestizide ab. Alles was sich drunter befindet, wird besprüht. Das sind nicht zuletzt die Bauern, welche ihre Häuser in den Plantagen haben. Gesund nennt sich anders.

Nebst Bananen wird hier auch viel Kakao angebaut. Vorbei geht’s an grossen Plantagen und ab und zu  an Kakaobohnen Trocknungen. Ich degustiere eine solche Frucht. In diesem Zustand noch, wirkt sie bitter. Kaum zu glauben, dass dies ein Grundprodukt für die Schokoladeherstellung ist.
Mein Entscheid an einem Tag ca. 130 km zu radeln, wurde eines Morgens schon vor dem Start zum Fake degradiert. Nun hat es auch mein Fahrrad erwischt. Zuerst gilt es den Platten zu flicken am Vorderrad. Es verwundert auch nicht, das Dorf hier ist ein einziger Dreckhaufen! Beim Flicken des Rades merke ich, dass das schon länger ramponierte Vorderrad, sich nicht mehr ohne Wiederstand drehen lässt. Zwar ist der Bremseffekt nicht sonderlich gross, aber meine Kraft will ich auf die Strasse bringen und nicht so verpuffen. Also will ich in diesem Dorf ein Ersatzrad kaufen. Fehlanzeige. Also werde ich in der nächsten Ortschaft Ausschau halten für einen Ersatz.

Auf der Weiterfahrt wird nun mein Fahr Rhythmus von einer überfluteten Strasse gebrochen. Ausweichen ist unmöglich. Hier sind Felder, Häuser also eigentlich alles unter Wasser. Also muss ich hier durch, ob ich will oder nicht. Es graust und ist nicht ungefährlich bei diesem Verkehr. Ich fahre rein in die Wassermassen. Bis 40 cm ist hier die Fahrbahn unter, auf einer Länge von ca. 500 Metern nur Wasser. Fahren ist leider nur ganz kurz möglich, die Wellen, verursacht von Bussen und Lastwagen, schwemmen mich sozusagen neben die Strasse. Dort stehe ich unvermittelt bis fast zu den Knien im Wasser, meine vorderen Gepäcktaschen haben die Wassermassen ausgeklinkt, sie liegen nun im Nass. So arbeite ich mich gehenderweise weiter vor, bis ich wieder trockene Strasse unter den Füssen habe. Und nass bin ich mittlerweile von Kopf bis Fuss und zwar Pudelnass. Die grossen Fahrzeuge haben das Ihrige dazu beigetragen, dass ich auch von oben geduscht wurde. Am Abend duschen bräuchte ich jetzt eigentlich nicht mehr.
Zu guter Letzt versagt heute auch noch meine Lesebrille, sie hat offenbar die Torturen dieses Tages nicht gut bekommen.
Aber da fehlt ja noch mein neues Vorderrad. Ich finde einen „Velomech“, aber die hiesigen Räder sind wie bei uns vor –zig Jahren. Und so lasse ich es sein und hoffe, dass ich so durchkomme. Ist mir zwar irgendwie nicht so wohl dabei.
Und so treffe ich in Huaquillas ein, meiner letzten Ortschaft in Ecuador. Hier bleibe ich zwei Tage, bevor ich am 2. April in Peru einfahre.

Ipiales – Quito 13.03. – 21.03.2017

Unsere Zeit in Popayan ist um.
Wir kommen zum Schluss, dass wir aus zeitlichen Gründen die letzten dreihundert Kilometer in Kolumbien, am besten mit dem Bus zurücklegen. So nehmen wir einen Nachtbus und verladen unsere Fahrräder und das Gepäck. Nach über acht Stunden kommen wir morgens um fünf in Ipiales, paar Kilometer vor der Grenze zu Ecuador an.
Es regnet in Strömen, es ist kalt und immer noch Nacht. Bei diesen äusseren Bedingungen, sich auf das Fahrrad zu setzen wäre viel zu gefährlich. Also ist Warten angesagt. Im Busbahnhof ist nur wenig Betrieb und keine Imbissstube hat Interesse um diese Zeit etwas zu verkaufen. Endlich öffnet ein Restaurant seine Pforten und wir können nun das Frühstück zu uns nehmen.
Nun wird es hell, aber es regnet noch immer. Was wollen wir, weiter warten oder sollen wir fahren? Wir entschliessen uns zum Letzteren, ziehen unsere Regenklamotten über und machen uns auf Richtung Grenze.
Die Grenzformalitäten gehen zügig vonstatten. Nun sind wir also in Ecuador.
Wir klettern wieder auf über 3‘300 Meter über den Meeresspiegel. Dort oben ist es mit Regen und Kälte ziemlich ungemütlich. Leider können wir die schöne Landschaft der Witterung wegen nicht geniessen, soweit wir sie denn überhaupt sehen. Nun am dritten Tag in diesem Land, können wir endlich auch mal die Sonne und die herrliche Landschaft geniessen.  


Wir fahren auf der Panamericana, welche hier zum Teil grosszügig ausgebaut ist. Es ist ein ständiges, kräfteraubendes auf und ab in den Anden. Mal über 3000 Meter, dann wieder runter auf unter 2000 Meter um dann wieder anzusteigen. Aber die zum Teil wunderschöne Landschaft entschädigt uns für alle Strapazen. Nun kommen wir in Otavalo an. Hier besichtigen wir den hiesigen Handwerksmarkt. Dieser ist einmalig und gilt als der grösste seiner Art in ganz Südamerika. 

Wir sind jetzt kurz vor Quito, der höchst gelegenen Hauptstadt der Welt, überqueren dabei den Äquator und sind nun also auf der südlichen Halbkugel der Erde.
Schon haben wir diese Stadt erreicht. Sie ist hügelig, lang gezogen, sehr lang. Unser Ziel ist das Cometa Travel Reisebüro
Die Besitzerinnen Maja aus Thun und Bruna aus Bern und ihre zwei Hund heissen uns herzlich willkommen. Wir dürfen im oberen Stockwerk bei Ihnen logieren.
Vielen herzlichen Dank Maja und Bruna.  

Der mit dem Hund tanzt

Im Nationalpark de Purace, ich habe meine beiden Freunde Bea und Pit längst aus den Augen verloren, treffe ich auf eine Militärpatrouille. Sie fragen mich: de donde, adonde, cuanto tiempo en colombia, de que pais? Entsprechend sind meine Antworten: von Cartagena, Bogota, Pitalito nach Ipales und nachher Ecuador. Seit 6 Wochen in Kolumbien und ich komme aus der Schweiz. Die Militärs geben sich zufrieden und lassen mich passieren.
Gerade will ich aufs Velo steigen, da kommt ein Hund  aus dem Dschungel, kommt direkt auf mich zu und schnüffelt an all meinen Gepäcktaschen. Ein Drogenhund? Ich bin ein wenig verwirrt, steige auf das Fahrrad und fahre los. Der Hund folgt mir. Mal ist er hinter, mal vor, mal neben mir, mich nie aus dem Blickfeld verlassend und es sind nie mehr als circa 50 Meter zwischen ihm und mir. Die haben mir, ohne etwas zu sagen, einen Aufpasser mit auf den Weg gegeben, denke ich. Nach ein bis zwei Kilometern, halte ich an und mache ein Foto von dem Begleiter. Ich fahre weiter, das Tempo ist sehr bescheiden, zu schlecht ist die Naturstrasse und stetig steigend. Das Tier immer um mich herum. In Kurven die er zu schnell und ich zu langsam angehen und er mich plötzlich nicht mehr sieht, kommt er schleunigst zurück und wartet bis ich bei ihm bin oder er kommt zu mir und gibt mit der Schnauze Zeichen oder touchiert schupsender Weise die Gepäcktaschen, als wolle er sagen, dass ich schneller fahren soll. Wenn ich könnte, würde ich! Ich habe Hunger und will was essen und trinken, der Hund lässt dies leise bellend oder ist es mehr ein knurren, kaum zu. Nun fängt es an zu regnen, also schnell mal meine Regenjacke auspacken und anziehen. Ich halte an und öffne eine vordere Gepäcktasche. Kaum ist die Tasche offen ist der Hund bei mir. Er schlägt mit den Tatzen nach mir, auf die Tasche, in die offene Tasche. Die Tasche kann ich nur notdürftig wieder schliessen, dafür dringt später Wasser ein. Ich schaffe es gerade noch, die Jacke anzuziehen, aber nicht mehr zu schliessen. Der Hund gebärdet sich wie wild. Ich schwinge mich aufs Fahrrad und pedale weiter. Der Hund legt wieder ein paar Längen vor, ich halte und schliesse meine Jacke, der Hund bei mir, ich aufs Velo und er gibt wieder Ruhe.
Meine Gedanken festigen sich. Das ist ein abgerichteter Militär-Polizeihund, der mich unter seiner Bewachung auf der anderen Seite des Parks an der Kontrollstation wieder übergeben soll!
Ein Autofahrer kommt entgegen, hält bei mir an und will mir paar süsse Energiespender übergeben, damit ich für die Weiterfahrt genügend Kraft zur Verfügung hätte. Ich schaffe es gerade noch die Süssigkeiten in meinen Mund zu versorgen, das ist der Bewacher neben mir, bellt, knurrt und fordert mich auf zum Fahren. Er ist auch noch böse als ich bereits weiterfahre und gibt das mit Knurren zu verstehen.
Ich habe Durst, ich habe Hunger, ich will endlich mal eine kurze Pause machen und ich sollte eine Notdurft verrichten. Aber aus all dem wird nichts, der Hund lässt dies nicht zu! Mir ist ob all dem richtig elend. Ein Töff Fahrer mit einer Frau stehen am Strassenrand und machen bei meinem Auftauchen eine Foto von mir. Von wo, wohin, fragen sie mich. Und all dies mit dem Hund? Nein, der gehört mir nicht, das ist der Hund vom Militär! Der Hund drängt mich zur Weiterfahrt. Nun komme ich in ein kleines Dorf am Rande des Parks. Wo ist denn die Polizei, wo das Militär? Verzweifelt halte ich Ausschau nach einem Kontrollposten. Da ist aber nichts dergleichen. Dafür werde ich von bellenden Hunden die auf mich zustürzen in Empfang genommen und mir, so scheint es, nach dem Leben trachten. Diese tollwütigen Kerle haben die Rechnung aber ohne meinen Kollegen gemacht. Er stellt sich ihnen in den Weg, bellt sie an und schlägt sie in die Flucht. Er beschützt mich. Ich halte vor einem Imbisslädeli, diverse Personen, vom Hundegebell auf mich aufmerksam geworden, sammeln sich um mich. Da sind auch plötzlich der Töff Fahrer und die Frau hier, sie unterhalten sich mit Dorfbewohnern, wegen „meinem“ Hund. Eine Person gibt dem Hund mit der Hand zu fressen, eine andere Person legt ihm eine Schnur um den Hals und plötzlich ist das Tier nicht mehr hier. Dies geht alles so schnell. Zu schnell. So schnell wie der Hund unbemerkt plötzlich bei mir war, so schnell und unbemerkt ist er wieder weg. Also doch kein Militärhund? Für mich nur Fragezeichen? Der Vierbeiner hat mich über 25 km, während mehrerer Stunden durch den Urwald begleitet! Oder wie war das? „Der mit dem Hund tanzt!“

Pitalito – Popayan 09.03. – 11.03.2017

Es ist Donnerstag vor uns liegt ein Pass der mit 3‘200 Meter Höhe bezwungen werden will. Vorerst sind die ersten zwanzig Kilometer mehr oder weniger flach. Dann fängt die Strasse an zu steigen, alles asphaltiert und gut zu befahren. Das Wetter ist schön und entsprechend warm. In dem kleinen Dorf Isnos finden wir eine gute Uebernachtungsmöglichkeit.
Am anderen Morgen geht es weiter. Die Strasse steigt weiter und wir hoffen, dass das Wetter einigermassen hält, denn dunkle Regenwolken verheissen nichts Gutes. Nun ist fertig  mit guter Strasse, eine Schotterpiste liegt jetzt unter unseren Pneus. Längst sind wir im Regenwald angekommen, keine Häuser nichts mehr. Nur noch Strasse, Wald und wir. Wir machen uns Sorgen, das Wetter verschlechtert sich zusehend, wo können wir übernachten, zelten ist hier nicht möglich? Wenigstens können wir nun wieder eine gut ausgebaute Betonstrasse befahren, was alles ungemein erleichtert.
Plötzlich taucht vor uns ein Restaurant auf und gleich dahinter der Nationalpark Purace. Die Einfahrt in denselben ist stark bewacht von Militär. Wir essen etwas im Restaurant und nicht lange dauerts und es prasselt Regen darnieder. Wir haben wieder mal Glück gehabt. Ein Weiterfahren der fortgeschrittenen Zeit wegen ist unmöglich, zelten ist auch unmöglich. Was also nun? So fragen wir die Restaurantbesitzerin nach einer Uebernachtungsmöglichkeit. Si, claro ist ihre Antwort. Sie überlässt uns ihr eigenes Zimmer und ein anderes von Angestellten, bezieht die Betten neu und wir können so die Nacht verbringen ohne von starken Gewitterregen belästigt zu werden. Die Nacht haben wir gut verbracht, nehmen das Morgenessen zu uns, welches uns von der guten Frau spendiert wird. 


Wir bedanken uns für die Gastfreundschaft und fahren weiter. Nun kommen wir zur Strassensperre, das Militär dort ist schwer bewaffnet und kontrolliert jede Bewegung auf der Strasse. Autos, Lastwagen werden durchsucht, es kommt sogar ein Drogenhund zum Einsatz. Wird das Militär uns filzen, werden alle unsere Taschen durchsucht? Nein, das tun sie nicht, ohne grosse Fragen zu stellen können wir passieren. Nun ist aber auch schon wieder Schluss mit der guten Strasse, müssen schauen wie wir Löcher und Schottersteinen ausweichen können. Die Strasse steigt und steigt, wir schwitzen, es kostet Kraft. Unterwegs begegnen wir einer ca. 6-7 köpfigen Militärpatrouille, welche uns mit den obligaten Fragen eindeckt. Zu allem Überfluss fängt es auch noch zu regnen an. Geniessen kann man so nicht mehr, nur noch Durchhalteparolen sind gefragt. Endlich ist die Passhöhe erreicht, man kann runter rollen. Denkste. Die Strasse lässt dies nicht zu. Nur mit ungleich höherem Tempo als beim Aufstieg, geht’s runter in ein kleines Dorf. Wieder mal Pause. Gemäss Aussagen von Einheimischen geht es von hier aus noch ca. 4 km aufwärts, dann nur noch 46 km runter fahren auf guter Strasse bis nach Popayan, unserem nächsten Ziel. Aber hoppla! Schlussendlich sind es gut 5 km hochfahren auf guter Strasse bei beginnendem und vorerst nicht mehr aufhörendem Regen. Dann geht’s wirklich runter, aber zwischendurch folgen paar Male kleinere Anstiege und das Schlimmste: die gute Strasse wird zwei Mal auf ziemlich langer Distanz unterbrochen von bedenklicher Schotterpiste und Löchern. Dazu kommen noch Hunde, die uns überall und immer wieder nach dem Leben trachten. Wir fürchten uns vor Stürzen auf glitschigen, grossen Steinen und um unser Material. Und es kommt wie es kommen muss. Die einbrechende Nacht holt uns ein, sie ist schneller als wir. So sind wir noch mehr gefordert. Ach wenn wir Beleuchtung haben, es gibt schöneres und weit weniger gefährliches, als bei Dunkelheit und Nässe in Kolumbien unterwegs zu sein. Halt, was ist das, für uns alle gut hörbar? Ah, es ist unser gemeinsames Aufatmen, endlich sind wir am Etappenort! 

Bogota – Pitalito 26.02. – 05.03.2017

Wir verlassen die Stadt Bogota, bei welcher mir nicht warm ums Herz wurde. Und dies nicht nur wegen dem nasskalten Wetter. Bieten kann die Stadt nicht viel, einzig vielleicht die Altstadt, dann hat es sich aber.
Polizei und Militär sind allgegenwärtig, aber nichts desto trotz ist es ratsam, sich am Abend nach zehn, nicht mehr draussen aufzuhalten.
Wir fahren wiederum gegen 20 km bis wir endlich aus der Stadt raus sind. Was uns beeindruckt, es ist Sonntag und gewisse Strassen sind für den motorisierten Verkehr gesperrt und gehören einzig und alleine den Fussgängern und Velofahrer. Es wimmelt nur so von Velofahrer und wir mittendrinn.
Circa 30 km nach Bogota fahren wir vermutlich an einem Abwasser Auffangbecken vorbei, oder ist es eine Kläranlage? Wohl kaum! Es stinkt penetrant. Es stinkt auch noch paar km weiter unten. Was wir sehen lässt und schier den Atem stocken. Der Rio Bogota eine trübe grau-braune Wassermasse, falls wir überhaupt eine solche sehen. Der ganze Fluss ist mit einer mindestens 20 cm Schaumschicht bedeckt. Diesen Schaum sehen wir auch noch nach 30 km Fahrt dem Fluss entlang und es stinkt immer noch…..
Nach gut einem Monat Aufenthalt in Südamerika kommen wir nun in den Genuss von etwas nässendem. Wie sagt man diesem Nass nun schon wieder. Aha, Regen nennt sich das. Ein heftiges Gewitter zieht über uns her. Wir schaffen es gerade noch Unterschlupf bei einem Gebäude zu finden, bevor es wie aus Kübeln giesst. Unsere Zwangspause können wir nach über anderthalb Stunden beenden und fahren weiter.
Wir fahren nun auf einer Strasse, die, so scheint es uns, mitten durch einen Friedhof führt. Links und rechts der Strasse stehen in unregelmässigen Abständen Kreuze, meistens an einer Stelle gleich mehrere. Für uns ist es nicht verwunderlich, so wie in diesem Land zum Teil gerast wird. Wir fahren nun in die Desierto „Wüste“ Tatacoa rein.

Desierto de Tatacoa

Diese wird schon lange vorher angekündigt und die Kolumbianer sind stolz auf sie. Ich habe eine Wüste gesucht, aber keine gefunden, höchstens eine Halbwüste. Es ist heiss, die rohe Naturstrasse fordernd und Schweiss treibend. 

Nach und nach kommen wir in Höhenmeterdiagramm garnierendes Gelände. Wir sammeln Höhenmeter um Höhenmeter um sie gleich wieder zu vernichten und sie dann wieder aufzubauen. Nach Tagen kommen wir in Pitalito an. Wir sind nun wieder vierhundert km näher an Ecuador gerückt und gönnen uns hier eine drei tägige Pause.