Wir verlassen Elista. Jetzt ändert sich alles sehr drastisch.
Es beginnen die grossen, weiten und endlosen Flächen des Südens. Noch hat es ab und zu Bäume, die aber immer rarer werden, um dann ganz zu verschwinden. Unser Getränke- und Essensvorräte sind aufgestockt, da die auf dieser Strecke liegenden kleinen Dörfer grosse Distanzen auseinander liegen, wo man sich in kleinen Kaffee’s verpflegen kann. Nun fahren wir in der schier endlosen Steppe, auf langen Strassengeraden und ziemlicher Hitze. Doch der Wind hat nicht nur die negative Eigenschaft, dass er Radfahrer bremst, die die falsche Richtung fahren, sondern er hält auch die Hitze in erträglichem Rahmen. Und so machen wir am liebsten die Pausen auf dem Rad, mangels anderer Gelegenheiten!
Am ersten Tag in dieser Steppe, in einem kleinen Dorf, machen wir uns auf die Suche nach unserem Hotel, das wir bereits im Voraus gebucht haben. Das Hotel ZELT. 2 km hinter dem Dorf finden wir paar Sträucher, die uns die nötige Deckung geben unser Zelt hinzustellen. Am nächsten Tag fahren wir weiter, ohne Morgenessen, aber wohlwissend, dass in den nächsten 10-15 km eine Verpflegung Möglichkeit kommen wird. Na ja, es waren schlussendlich vier Mal mehr! Der Schreibende hat ganz einfach, falsche Informationen im Reiseplan hinterlegt! Gut haben wir genügend Proviant bei uns, so können wir uns aus der eigenen Küche verköstigen. Uebrigens: Das Hotel Zelt können wir empfehlen, und gut geschlafen haben wir auch! Auf unserer Fahrt, es geht nicht lange, hält eine vorbei fahrende Polizeipatrouille, stoppt uns, kommt zu uns, gibt uns die Hand und will allerlei wissen, über woher, wohin, wie viele km, wie lange, Gewicht der Räder, Navigation etc. Nach kurzem Gespräch, salutieren die zwei Herren und verabschieden sich. Zufrieden mit sich selber und den erhaltenen Informationen der 2 Schweizer Radfahrer. Wir machen noch paar km, da taucht ein kleines Dorf auf, vielleicht 20 Häuser, nicht mehr. Und….es hat ein kleines Beizli am Strassenrand. Wir halten, holen 2 Bier und trinken diese, da wir beabsichtigen hier in der Nähe unser Zelt aufzurichten. Ein Anwohner kommt mit dem Töff vorbei, sieht uns und fängt mit uns ein Gespräch an. Wir geben ihm zu verstehen, dass wir einen Standplatz für unser Zelt suchen. Er nimmt sein Handy, ruft den Schulhausabwart an. Die kommende Nacht ist unser Zeltplatz hinter dem Schulhaus, gesichert durch einen Zaun und nicht gesehen von der Strasse. Die Tatsache, dass hier 2 Fremde ein Zelt aufstellen wollen, macht offenbar die Rund im Dorf. Von allen Seiten strömen Kinder herbei und sehen uns gespannt bei unserem Hausbau zu. Am nächsten Morgen kommt der Schulhausabwart und auch er will wissen, wie ein Zelt abgebaut wird.
Weiter geht die Fahrt durch die Steppe, unentwegt Astrakhan zu. Die Steppe geht mancherorts bereits in Wüste über und wir stellen uns vor, dass hier in einigen Jahren die Steppe der Wüste Platz gemacht hat. Wir kommen vorbei an vielen kleinen Salzseen und sind nun in einer weiteren Ortschaft angelangt. Bei einem Bauern finden wir einen guten Zeltplatz, in unmittelbarer Nähe seines Hauses. Nun haben wir noch die letzten km nach Astrakhan vor uns. Nach über 320 km Steppenlandschaft kommen wir in dieser Grossstadt im Wolgadelta an. Wir buchen ein Hotelzimmer für über eine Woche, mit Blick auf die Wolga. Kasachstan ruft, am 1.06.2013 dürfen wir dort einfahren.