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Fazit der Fahrradreise Santiago de Chile – Ushuaia

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Die Befahrung der Carratera Austral und Patagonien gehört der Vergangenheit an. Zeit eine Bilanz zu ziehen. Wenn uns gestern jemand gefragt hätte, ob wir diese ganze Reise mit dem Fahrrad nochmals machen würden, hier die Antwort: Nein!
Warum?
Die Bewältigung dieser Strecke ist eine körperliche Schinderei, Strassenverhältnisse die zum Teil das Vorstellungsvermögen sprengen, dazu kommen die zum Teil extremen Wetter-/Windverhältnisse.
Wir haben uns für diese Reise gut vorbereitet, wussten was auf uns zukommen wird. Wir waren auch bereit für diese Herausforderung zu Leiden. Aber dermassen viel ein- und wegzustecken, das übertrifft die Leidensbereitschaft.
Dazu kommt die Ueberflutung der Haupttouristencentren durch Besucher und die zum Teil überrissenen und schamlosen Preise in Patagonien.
Jawohl, Patagonien kann man haben, aber es ist nicht billig!

Aber: dafür bieten die Carretera Austral und Patagonien landschaftlich dermassen viel, dass man dar ob all die gehabte Plagerei vergisst. Dazu kommt der einzigartige Grenzübertritt Candelario Mancilla – Lago del Desierto. Und genau dies ist es eben, das den Unterschied ausmacht . Solche Erlebnisse sind wie das Salz in der Suppe!

Und…..wenn uns heute jemand fragt, ob wir diese ganze Reise mit dem Fahrrad nochmals machen würden, hier die Antwort: Vielleicht!

Also frage uns doch morgen!!

 

Tierra del Fuego

Nun nehmen wir noch den letzten Teilabschnitt unserer Fahrradreise von Santiago de Chile nach Ushuaia in Angriff: Die Insel Tierra del  Fuego (Feuerland). Bereits am Morgen um Acht müssen wir uns an der Anlegestation der Fähre einfinden, welche uns von Punta Arenas über die Magellanstrasse auf die andere Seite nach Porvenir bringt. Um neun Uhr sollte die Fähre losfahren, aber für dieses Mal ist eine grösser Verspätung angesagt. Die Fähre ist schon fast voll geladen, als ein Busfahrer merkt, dass er wohl nicht auf diesem Schiff sein sollte. So heisst es nun, Schiff auslaufen, Schiff wenden, Schiff anlegen, Bus aus dem Schiff, Schiff auslaufen, Schiff wenden, Schiff anlegen, weitere Fahrzeuge dazuladen. Die Ueberfahrt dauert rund 2 ½ Stunden auf recht unruhiger See. Sich im Schiff gehend bewegen ist manchmal eine schiere Unmöglichkeit.

In Porvenir setzen wir uns aufs Fahrrad und setzen unsere Reise fort, für die nächsten über hundert km zur Abwechslung wieder mal auf Schotterstrasse. Der Wind ist uns zuerst feindlich gestimmt, ändert dann allerdings seine Meinung. Und das allerdings sehr agressiv. Die Windböen fegen uns über die Piste, ob abwärts, eben und aufwärts, alles geht fast von alleine! Mehr Mühe haben wir viel später mit dem Zelt stellen. Obschon bei einer Estancia, ein wenig windgeschützt, wirbelt er unser Hotel immer wieder durch die Luft und wir müssen höllisch aufpassen, dass er es uns nicht wegnimmt. Am anderen Tag, der Wind weht nur noch halb so stark, aber immerhin in unserem Rücken. Kurz vor der argentinischen Grenze treffen wir auf 2 belgische Radler, sie sind in der Gegenrichtung unterwegs und warten, warten auf ein Auto das sie mitnimmt. Für sie: fahren mit dem Velo, schier unmöglich!
Wir beschliessen am chilenischen Zoll zu übernachten und erst Morgen aus Chile auszureisen.
Wir schlafen gut, aber am Morgen regnet es in Strömen und es ist kalt. Also warten wir noch eine zeitlang bis wir uns auf den weiteren Weg begeben. Die chilenische Zollprozedur geht schnell vorbei und nun haben wir also die letzten 16 km Schotterstrasse bis Ushuaia unter den Rädern. Der argentinische Zoll arbeitet auch kundenfreundlich, schnellstens sind die Formalitäten erledigt und wir nehmen Kurs auf Rio Grande. Leider gelingt es uns nicht, die Etappe trocken zum Abschluss zu bringen. Es fängt wieder an zu Regnen und so sind wir bereits geduscht als wir im Etappenort ankommen. Auch auf unserer Weiterfahrt begleitet uns das typische Tierre del Fuego-Wetter. Regen, Wind, Sonne, kalt, wärmer etc. An dies haben wir uns mittlerweile gewöhnt, aber nicht an den Strassenverkehr. Auf der einzigen und schmalen Strasse nach Ushuaia herrscht immenser Verkehr und zum Teil wird hier gerast, was die Boliden hergeben! Bereits 25 km vor der Ortschaft Tolhuin weist ein riesiges Schild auf die dortige Panaderia (Bäckerei) hin. Wir steuern diese an, da man als Fahrradtourist hier eine Gratisunterkunft zur Verfügung gestellt bekommt. Die Bäckerei ist riesig, die Kundschaft noch riesiger. Es wimmelt hier nur so von Leuten. Nach langer Fahrt genehmigen wir uns hier Essen und Getränk und schon kommt der Chef bei uns vorbei und gibt uns zu Verstehen, dass wir bei ihm übernachten können. Machen wir natürlich gerne. Es sind noch rund ein Dutzend andere Velofahrer hier einquartiert in einem eigens dafür eingerichteten Raum. Da wir bei ihm offenbar einen Altersbonus geniessen, gibt er uns ein Zimmer in seiner Unterkunft. Muchas Gracias.
Nun geht es nur noch gut hundert km bis Ushuaia, dazwischen liegen noch der Garibaldipass, Windböen und Regen. Nach über zweieinhalb Monaten auf Tour kommen wir nun in der südlichsten Stadt der Welt an. Hier werden wir uns ein bisschen umsehen, den Flug nach Buenos Aires buchen und alles Schöne geniessen!

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Fahrt zur Magellanstrasse

Wir sind nun noch zweihundertvierzig Kilometer von Punta Arenas an der Magellanstrasse entfernt. Diese sollten wir meistens mit Rückenwind fahren können, theoretisch gesehen. Wir starten, es regnet, aber der Wind fehlt! Jetzt wo wir ihn mal gebrauchen könnten. Die ersten paar Kilometer steigt die Strasse stetig, bis sie dann mehr oder weniger auf der gleichen Höhe verläuft. Der Regen wird immer heftiger und es ist kalt. 6 Grad Celsius und zum Teil heftiger Regen……nicht das Schönste dieser Erde. Im Nichts draussen steht für uns unverhofft ein Hotel, keine Frage, wir buchen für eine Nacht. Der darauf folgende Morgen zeigt sich ziemlich freundlich. Es ist wohl ziemlich stark bewölkt und es windet heftig.  Rückenwind, Juppee! P1010789 Wir steigen P1010796auf die Räder und der Wind nimmt uns mit.  Wir fliegen…..sogar bergwärts können wir eine beachtliche Geschwindigkeit aufrecht halten. Plötzlich hält ein Auto neben uns.  Es sind zwei Gästevom Hotel letzte Nacht. Sie laden uns zu sich nach Hause in Punta Arenas ein. Wir sollen doch unsere Fahrräder gleich aufs Auto laden, was wir auch machen.

In Punta Arenas erklären sie uns die Stadt, buchen für uns ein Hotel bei Freunden, bevor es zu ihnen nach Hause geht. Dort werden wir mit Bier, einem feinen Essen mit Dessert verwöhnt.

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Zusammen mit ihren zwei Söhnen und drei Freunden geniessen wir paar schöne Stunden, bevor sie uns zurück ins Hotel bringen.

Muchas gracias Nina y Mario!

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Torres del Paine 04. – 06.02.15

Um halb acht fährt der Bus ab Busbahnhof zum Eingang des Nationalparks Torres del Paine. Da uns der Weg von unserem Hostel zum Bahnhof ein wenig zu weit erscheint um mit Sack und Pack dorthin zu marschieren, bestellen wir am Vorabend ein Taxi. Das Taxi erscheint natürlich nicht und so muss uns Frau Hostelbesitzerin dorthin führen. Die Fahrt mit dem Bus zum Eingang des NP geht nicht ohne Panne vorüber. Auf halber Distanz versagt der Bus seine Dienste und wir stehen unvermittelt am Strassenrand und warten auf die Dinge die da kommen werden. Nach etlicher Zeit kommt ein Ersatzbus vorgefahren und wir können mit all unseren Sachen umsteigen. Nun geht es weiter. Am Parkeingang werden noch die Personalien aufgenommen, nicht ohne, uns vorher über all unsere Pflichten aufmerksam zu machen. Im Unterlassungfall  drohen so und soviel Busse oder/und Haft. Nun geht es zu Fuss zu unserem Camp weiter, wo wir unser Zelt aufstellen.

Am darauf folgenden Morgen machen wir uns ziemlich früh auf die Socken um zu den Torres del Pain empor zu steigen. Nach geraumer Zeit und nicht ohne zu Schwitzen, kommen wir dort an. Was wir hier sehen, verschlägt uns fast der Atem. Majestätisch stehen da die Torres del Pain im Licht und Schatten der Sonne. Wir stehen und sitzen da und staunen. Es ist der pure Wahnsinn! So was von Schönheit und Natur! Nach geraumer Zeit machen wir uns wieder auf und nehmen den Abstieg in Angriff. Wir übernachten nochmals im Camp Chileno. Am nächsten Morgen gehts weiter nacht unten, zuerst wieder zu Fuss zum Eingang des Parks und schlussendlich mit dem Bus wieder zurück nach Puerto Natales. Drei wunderschöne Tage, in herrlichster Natur, gehören der Vergangenheit an.
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Leider werden die Erlebnissen getrübt durch die horrenden Preise für den Eintritt in den NP, die dortige Möglichkeit Essen und Trinken zu überrissenen Preisen zu konsumieren. Im Camp Chileno exakt das selbe! Und nicht zuletzt: Was wir zwei nicht brauchen, sind Völkerwanderungen in den Bergen. Zum Teil ging es in Einerkolonne den Berg hoch. Fazit: Das Erlebnis war schön, die Begleitumstände nicht!

Vom Winde gestoppt!

Bereits verlassen wir Calafate, es geht weiter Richtung Puerto Natales. Unsere Gepäcktaschen sind vollgestopft mit Proviant und Essen für mindestens vier Tage. Das Abstimmen, was und wieviel Essen mitnehmen, ist nicht so einfach, überqueren wir auf dieser Etappe doch wieder die Grenze zu Chile. Und nach Chile dürfen strikte KEINE Esswaren eingeführt werden.
Bald führt die Strasse auf einen Pass. Zehn Kilometer nur bergauf. Oben können wir uns nicht so sehr freuen, haben wir doch wieder mal sehr starken Gegenwind. Hinter einem Hügel, weit und breit die einzige Möglichkeit, sichtgeschützt zu Zelten, bleiben wir. Es dauert nicht lange, kriegen wir Besuch von einem Australier der mit dem Fahrrad nordwärts fährt. Er biwakiert gleich neben uns.       

Am nächsten Morgen geht’s weiter nun wieder auf Schotterstrasse – sie verdient den Namen Strasse definitiv nicht! Im acht Kilometer pro Stunde Temporausch kommen wir voran! Irgendwo im Nichts draussen ersichten wir eine Polizeistation, wo wir erneut unser Nachtlager aufstellen. Wir dürfen die dortige Küche benutzen.
Wir haben noch 40 km dieser elendiglichen Piste vor uns. Da wir uns vor Gegenwind fürchten sind wir schon um halb sieben auf den Rädern und wir haben Glück. Der Wind lässt uns lange in Ruhe, bevor er sich vom Nickerchen erhebt. Aber da sind wir schon fast im Ziel der Tagesetappe. Der Wind pfeifft nun entgegen seinen Gepflogenheiten die ganze Nacht in der Gegend rum. Den ursprünglichen Plan, am nächsten Morgen wieder dermassen früh unterwegs zu sein, können wir bei Tagesanbruch gleich vergessen. Alles was wir hören ist Wind! Trotz diesem Umstand machen wir uns vor, halt etwas später, gleichwohl die nächste Etappe in Angriff zu nehmen. Dies wird sich später als Fehler erweisen. Zunächst stemmen wir uns gegen den Wind, aber der Wind behält heute die Oberhand. Es gelingt uns nicht mehr auf den Rädern zu sitzen, wir schieben, sofern dies überhaupt noch geht. Plötzlich wird auch dies unmöglich. Wir kommen nicht mehr weiter. Nach über zwei Stunden haben wir immerhin ganze 12 km geschafft und…. wir sind geschafft….! Wir sitzen an den Strassenrand und hoffen eines der hier spärlich vorbei fahrenden Autos stoppen zu können, was uns auch innert einer Stunde gelingt. Der freundliche Mann nimmt uns ein Stück des Weges mit, unsere Erleichterung ist unüberhörbar. Nach 55 km verabschieden wir uns von ihm, wir haben nun wieder zu kämpfen. Gegen den Wind, hier nicht mehr so stark blasend und über einen Pass an die chilenische Grenze. Auf der anderen Seite runter, zuerst seitlicher Rückenwind. Dieser gefährliche Umstand verhindert, dass wir die Bremsen schonen  können. Am Zoll geht es, trotz vieler Leute relativ schnell, unsere Packtaschen werden nicht mal auf Essvorräte kontrolliert. Nur Fragen stellen die Beamten uns, alle werden von uns verneint. Von einem dort stehenden Bus wurde von sämtlichen Personen alles Gepäck angeschaut! Auf der anderen Seite des Berges runter kommend, macht die Strasse wieder eine Wendung. Wir hätten zwar nicht mehr weit bis Puerto Natales, aber wir wollen lieber diese Strecke in einer und nicht in über drei Stunden durchradeln. So übernachten wir nochmals bei einer Estancia, an einem schönen Bächlein. Wir kochen uns noch was zum Nachtessen. Ja wo sind denn die Nahrungsmittel her? Gute Frage: Natürlich aus unseren Packtaschen! Wir habens an der Grenze probiert…….und einfach Glück gehabt! Zudem schenkt uns die Frau auf der Estancia noch ein Brot! Und was für ein schmackhaftes. Nun sind wir bereits auf den letzten Kilometern bis Puerto Natales. Wie sich im Nachhinein  herausstellt, hätte sich eine Wegfahrt, bereits um sechs Uhr, erübrigt. Der Wind schläft noch…..Aber lieber so, als andersrum.
Morgen geht in den Nationalpark Torres del Paine, wir freuen uns darauf, obschon wir sicher dort nicht die Einzigen sein werden…..

          

 

El Chalten – El Calafate und Glacier Perito-Moreno

Wir pedalen auf guter, geteerter Strasse unserem nächsten Zwischenziel, El Calafate entgegen. Mit gutem Rückenwind fliegen wir nur so über den Asphalt. Bis die Strasse eine Richtungsänderung macht, da wird aber gehörig gebremst. Plötzlich hält ein Auto neben uns und eine schweizerdeutsch sprechende Stimme redet mit uns. Ob sie uns irgendwie behilflich sein könnten. Mein Antwort: ja mit einem Bier. Die zwei steigen aus dem Auto und bringen uns ein Bier!! Wir sind sichtlich überrascht von dieser Spontanität. Wir diskutieren lange mit den zwei Schweizern aus Arisdorf. In der Hitze des Gefechts vergessen wir glatt eine Foto von ihnen zu schiessen. Vielleicht reicht ihr uns diese noch nach, wenn ihr diese Zeilen lest………
Uebrigens: Das Bier geniessen wir am Abend SEHR……
Nach über 100 gefahrenen Kilometern machen wir in La Leona den Nachtstopp. Die weitere Fahrt geht über hügelige Landschaften, der Wind hält sich vorerst an gute Vorsätze. Auch jetzt macht die Strasse wieder eine Richtungsänderung, auch jetzt haben wir den Wind wieder im Gesicht. So beschliessen bei einer Estancia im Zelt zu übernachten und bei hoffentlich keinem Wind am nächsten Morgen die restlichen 32 km bis El Calafate in Angriff zu nehmen. Wir stehen früh auf. Unsere Annahme bestätigt sich, kein Wind und wir können ohne Naturbremse in Calafate eintrudeln. Heute gibt’s für uns wieder mal ein Hotel als Unterkunft. Um die Mittagszeit holt uns der Bus ab, der uns zum 80 km entfernten Glacier Perito Moreno bringt. Wir staunen sehr ab der wunderschönen Gletscherwelt.

Wenn Grenzübertritte in die Knochen gehen….

Heute gilt es ernst. Es geht um den mit dem Fahrrad wohl schwierigsten Grenzübertritt den es gibt. Wir lassen all unser Gepäck auf dem Campingplatz stehen, ausser einem Sack mit Essen und Trinken. Das Gepäck wird uns durch Senior Ricardo mit Traktor und Wägelchen an die Grenze gestellt.
Die vier deutsch-französischen Freunde sind besorgt, dass denn wirklich auch alles von unseren Sachen aufgeladen werden wird, während wir ja bereits unterwegs sind.

Um acht stehen wir an der Grenzstation. Der Beamte ist gerade am Büro putzen. Als er uns sieht, öffnet er die Türe und heisst uns hereinkommen. Er nimmt die Pässe und schreibt unsere Namen, Adressen und Pässe-Nr. in ein Buch. Elisabeth’s Pass vergleicht er noch mit der internationalen Fahndungsliste, sie könnte ja eine gesuchte Terroristin sein….. Am Schluss der Prozedur gibt  dem Beamten irgend was zu denken. Er fragt uns, ob wir nach Chile einreisen, oder ausreisen. Auf unsere Antwort gibt er nun ein lautes: Aaaahhhh vor sich! Er hat alle unsere Daten in ein falsches Buch geschrieben. Also nochmals von vorne und diesmal richtig! Nach 20 Min. ist der Grenzübertritt geschafft und wir können unsere heutige schwierige Etappe in Angriff nehmen. Es geht auf einem Fahrweg steil nach oben. Grosse, lose Steine und Schotter bilden den Weg. Fahren unmöglich. Also wieder: wer sein Rad liebt der schiebt! So geht es ganze 6 km hoch. Das meiste Schieben, mit vollem Gepäck wäre dies ein schwieriges Unterfangen geworden. Nach 6 km kommen wir in ein flacheres Gebiet mit gutem fahrbarem Weg und herrlicher Landschaft. In weiter Ferne sehen wir schon den Fitz Roy, einfach grandios! So kommen wir 2 ½ Std. und 16 km später an der Grenze an. Nun warten wir auf unser Gepäck. Eine halbe Stunde später kommt Senior Ricardo mit unserem Gepäck und mit den gestrigen Campingkumpanen bei uns an.

Was nun folgt ist eine menschliche Schinderei! Wir müssen mit vollem Gepäck weitere 6 km schieben bis an den Lago Desierto. Ein Auf und ein Ab. Der Weg 615-544-8891 , ein zum Teil sehr schmaler, oftmals auch tiefer Wanderweg, Steine, Wurzeln, tiefe Gräben. Das Gepäck bleibt überall hängen.

Oftmals müssen wir die Velos entladen und Stück für Stück weiter tragen. Es geht durch Sümpfe, auf Holzstämmen über Bäche. Akrobatik und Kraft ist gefragt. Wir kämpfen um jeden Meter, es fordert uns. Alles hier zu beschreiben ist unmöglich!
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Aber wir schaffen es und nun stehen wir an der argentinischen Zollstation am Lago Desierto und empfangen den Einreisestempel in den Pass. Nun erwarten wir die Fähre. Sie wird um 5 Uhr kommen und uns abholen und ans andere Ende des Sees bringen. Dort nehmen wir ein Camping, stellen unser Zelt zum Uebernachten. Wir sind schlapp, kochen , essen und sind froh, dass wir heute nicht mehr weiter müssen! Nun sind es noch 37 km bis El Chalten. Ein gemütliches Ausrollen bis zum nächsten Standort, wo wir zwei Tage bleiben werden. Dies haben wir uns so gedacht. Aber wieder nix. Obschon das meiste flach und der Wind uns schiebt, ein ordentliches Fahren ist unmöglich. Die Strasse ist eher unter Bachbett einzustufen. Aber wir kommen, wenn auch später als gedacht, in El Chalten an und geniessen dies! Nach über x-hundert km Schotterpiste, nach endlosen Kilometern schütteln, rütteln und hüpfen – wieder mal auf Asphalt locker fahren. Was für eine Erholung. Nun werden wir die nächsten zwei Tage unsere Körper regenerieren, die Köpfe frei machen und das Material etablieren.

Uns fit trimmen für die nächsten Etappen…..

Patagonische Schönheit und Carratera Austral

Die restlichen 240 km der Carretera Austral liegen noch vor uns. 240 km einsame Kilometer in patagonischer Schönheit und Wildnis. Was wird sie uns alles für Ueberraschungen bereit halten? Also nehmen wir sie in Angriff. Kurz nach Cochrane fängt die ruppige Stasse an zu steigen, in wilder und schöner Berglandschaft. Es geht über einen Pass, der hat es in sich. Zum Teil giftige Steigungen in losem Schotter, kaum zu fahren. Also: wer sein Rad liebt – der schiebt! Nun kommt noch der Regen dazu. Dieser will uns auch noch ein wenig ärgern. Da kommt uns ein leerstehender Holzschuppen an der Strasse gelegen, gerade recht. Wir stehen darunter und beschliessen etwas für unser leibliches Wohl zu tun. Wir Kochen und Essen. Falls Petrus den Beschluss fassen würde, dem Regen ein Schüttverbot zu erteilen, könnten wir immer noch weiter fahren. Wir essen ein vorzügliches Menu. Aber Petrus hat kein Einsehen mit uns. So stellen wir kurzerhand unser Zelt im Schuppen und verbleiben die Nacht unter dem schützenden Dach. Es schifft die ganze Nacht…..

Doch am anderen Tag können wir weiterfahren, kommen wiederum auf übelstem Terrain über Berge und stehen nun in Puerto Yungay, Ende der Strasse und warten auf die nächste Fähre die uns weiterbringen wird. Diese fährt abends um sechs. Das letzte Schiff ist um zwölf Uhr gefahren. Es ist jetzt genau fünf nach…..zwölf!  In nicht mal 200 m Entfernung sehen wir nur noch den Hinterteil des Schiffes!  Wo haben wir denn nur die 5 Minuten liegen gelassen?? Also warten und trinken und essen wir und geniessen das warme Wetter. Und schon ist es sechs und wir werden über den See geschifft. Es geh weiter in schönster patagonischer Landschaft. Es ist heiss, grosse Bremsen sind sehr blutdrünstig und fressen einem fast auf. Es gilt nun lange schwierige Aufstiege zu bewältigen. Wir kämpfen gegen die Natur und gegen uns selber. In einem Bergbach machen wir Körperpflege, befreien uns von Kleidern, Staub, Schweiss und Dreck. Kurz von O’Higgens kommen wir an einem wunderschönen See vorbei. Die Berge spiegeln sich darin. Herz was willst du mehr? Wir kommen nun am Ende der Carreterra Austral und nach über 1300 km in Villa O’Higgens an. Diese Strasse beinhaltet alles: Schönheit, Anmut, Arroganz, Schinderei, Freiheit, Schweiss, Gefangenschaft, Sanftheit, Rauheit, Härte, Weichheit, Edelmut, Ruhe, Romantik, Sturm und Abgeschiedenheit!

Und plötzlich: vergessen sind all die Qualen vergangener Tage!

Die Carretera Austral – was für eine Strasse!!

Von Coyhaique nach Cochrane

Vorerst macht das Wetter mit, es ist schön, mit sehr starkem Wind. Der Wind soll uns mal recht sein, wir haben ihn im Rücken. Wir sehen wunderbare Landschaften und geniessen sie. Obschon die Strecke sehr coupiert ist und sich die Strasse über den Ibanez Pass schlängelt, 1120 Meter über Meer liegend.

Nach Villa Cerro Castillo hat der patagonische Wind kein Erbarmen mehr mit uns. Auf der Wellblechpiste werden wir mehrmals fast von der Strasse gefegt, statt fahren heisst es vielfach laufen, sofern wir können und nicht die Räder gegen den Wind stemmen müssen. Zu allem Unheil setzt auch starker Dauerregen ein. Wir kämpfen, wie eben richtige Emmentaler kämpfen, gegen Wind, Regen, Strassenschotter. Aber nach fast fünf Stunden und vierzig Kilomtern Kampf 615-544-1443 , gegen die Naturgewalten geben wir auf! Wir sehen ein abgelegenes Gehöft und fragen den Bauern, ob wir das Zelt stellen können. Er weist uns einen Platz unter jung gepflanzten Fichten zu, dort sind wir einigermassen von Wind und Regen geschützt. Das Wasser läuft uns schon lange zu den Schuhen raus. Bei solchen Bedingungen helfen auch die besten Kleidungsstücke nicht mehr.
Heute zweifeln wir erstmals an unserem Vorhaben.So ist es nicht lustig, so macht es definitiv keinen Spass!
Das Zelt ist schnell aufgestellt, wir schmeissen alles unser Zeugs ins Zelt und kriechen in die Schlafsäcke und wärmen uns auf. Schlimmer kann es kaum mehr werden! Na ja, der Morgen danach ist auch nicht gerade motivierend! Wir kriechen aus unserem Zelt, es regnet mittlerweile nicht mehr, aber es ist bitter kalt. Bei 3 (drei!) Grad Celsius ziehen wir unsere feuchten Kleider an und schlüpfen in nasse Schuhe. Soll uns eine(r) fragen, ob wir denn nicht kalte Füsse bekommen hätten……….


Aber Petrus hat wohl Erbarmen mit uns zwei und lässt wieder mal die Sonne lachen. So lachen wir auch wieder und die Kleider und die Schuhe……ja, das war mal! Wir können auf unserer Fahrt den Lago General Carrera, den zweit grössten See von Südamerika bewundern und geniessen und kommen in Puerto Tranquilo an, einem wunderschönen kleinen Ort.

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Am Lago General Carrero

Hier besichtigen wir die Catetrales de Marmol. Unsere Strasse führt uns nun durch sehr bergige, wunderschöne Landschaften bis nach Cochrane.

auf der Carretera Austral durch Patagonien

Wir sind froh, dass es endlich weiter geht und wir Puerto Montt verlassen können. Dieser Ort findet im Ranking nicht unbedingt unter die Top hundert der sehenwertesten Städte dieser Welt!
Die Fährgesellschaft fordert uns auf, sich um Mitternacht im Hafen einzufinden. Wir können nicht nachvollziehen warum, denn das Fährschiff fährt um 03.00 Uhr erst los.
Also sind wir um 24 Uhr, wie geheissen vor Ort  und warten. Um 02 Uhr werden wir Radler als erste auf die Fähre beordert, welche dann auch pünktlich um 03 Uhr loslegt.
Zehn Stunden später kommen wir in Chaiten an.

Nun hat sich die Wettersituation grundlegend geändert. In Santiago noch bei über 30 Grad, erdulden wir jetzt Temperaturen von 5 bis 20 Grad. Sonnenschein ist die Ausnahme, Regen die Regel und der Wind gehört zu Patagonien wie Salz in die Suppe. Und Salz fehlt in dieser, …..meistens nie…. Bis jetzt haben wir Glück, vielfach unterstützt er unsere Beinarbeit. Und mit dieser geht es die ersten 40 km auf Teerbelag, zugleich werden es vorläufig dann auch die Letzten sein…! Die Strasse ist mal ruppig, mal wellig, mal löchrig, oder gleich alles zusammen auf einmal und mal ähnelt sie einem Bachbett, wo ein zügiges Vorankommen nur ein Wunschdenken ist. Aber wir geniessen die Fahrt in diesen einsamen Gegenden in wunderbaren Landschaften. Die Carretera Austral ist in den nächsten Wochen unserer Wegweiser. Was wird sie uns noch alles zeigen?

Wir kommen an Silvester in La Junta an und suchen eine Unterkunft. Aber doch nicht an Silvester……da haben wir geschlossen und feiern, kommt doch nächstes Jahr wieder. Dies scheint die Devise hier zu sein. Nach x-vergeblichen Versuchen geben wir es auf und gehen zum einzigen Hotel in diesem Nest, dafür ist es teuer! Auf unseren vergeblichen Versuch den Preis runter zu handeln, meint der Chef, dass wir hier nicht auf dem Markt seien! Also beissen wir in den sauren, resp. teuren Apfel. In Porto Poyuhuapi einem kleinen idillischen Ort am Meer gelegen bleiben wir einen Tag. Dieser Ort wurde am 10. Januar 1935 von 4 Deutschen gegründet. Von einer Tochter des einen Gründers, erfahren wir so manches und spannendes über die Entstehungsgeschichte. Von hier aus radeln wir bis in den Nationalpark Queulat, wo wir die nächste Nacht im Freien übernachten. Für einmal ist uns Petrus gut gesinnt, die Sonne scheint, wir bestaunen den Hängegletscher und wir können diesen Tag und die Nacht im Park so richtig geniessen. Die Weiterfahrt bringt uns schlussendlich wieder mal in eine grössere Stadt, nach Coyhaique .

Einen Tag wollen wir hier bleiben und uns für die Weiterreise rüsten.